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3000 km durch den spanischen Frühling Fotostory Teil 3

Wir sind unterwegs in Südspanien. Nach ungefähr 5 Wochen befinden wir uns nun südwestlich von Valencia irgendwo in Spanien. Wir passieren auf dem Weg Requena gerade Jalance (N-330).

Die Dörfer dieser Gegend sind im Gegensatz zu Andalusien viel bunter.

Was passt hier nicht ins Bild?

Wir fahren übringes die ganze Zeit parallel zum Frühlingsbeginn, der seinen Anfang im Südwesten Portugals nimmt und dann langsam Richtung Nordosten wandert. In etwa genauso schnell wie wir unterwegs sind.

Auf dem Weg nach Requena (N-330).

Achtung Schnee? Noch machen wir uns über dieses Schild lustig. Wir haben locker 25°C heute.

Wir haben die Nationalstraße verlassen und fahren nun Richtung Chera (CV-395).

Manchmal müssen Zeltplätze auch etwas exklusiver sein. Wir haben auf dem Hügel die Burgruine von Chera mit ihrem Wasserfall rechter Hand zu unserem Nachtlager auserkoren.

Der Blick auf Chera aus einer Höhle im Berg heraus.

Hoch erhaben auf der Burg errichten wir unser Lager und sind für eine Nacht Herrscher über diese Region.

Am nächsten Morgen geht es weiter vorbei am Embalse de Buseo.

Traumhaftes Wetter. Wir fahren runter zum See.

Manchmal dauert die Suche nach einem schönen Zeltplatz etwas länger, aber selten länger als eine halbe Stunde. Die Suche heute hat etwas länger gedauert. Wir zelten auf einer Blumenwiese direkt am Rio Turia vor Chulila.

Am nächsten Tag machen wir einen kurzen Stop an einer Orangenplantage. Die Haupterntezeit ist mittlerweile vorbei und viele Orangen fallen bereits von den Bäumen. Es hat also keiner was dagegen, wenn wir ein paar als Proviant mitnehmen.

Straße von Lliria nach Marines (CV-25).

Wir erreichen die Provinz Castellón.

Durchfahrt durch ein kleines Dorf. Die Orte sind unsere Verpflegungsstationen. 

Onda war die mit Abstand hässlichste Stadt der Gegend. Hier gibt es viel Keramikindustrie.

Etwas trostlose Landschaft auf dem Weg nach Costur (CV 165).

Hier wartet wieder ein etwas sportlicher Ansteig. Das Massiv "El Maestrat".  

Entgegen der Wetterberichte bestes Radlerwetter auf dem Weg zum Coll d'Ares mit dem kleinen Ort Ares im El Maestrat (CV-15).

Zeit für Erholung und den schönen Ausblick.

Auf dem Hochplateau des El Maestrat Richtung Morella (CV-12).

Märchenhafter Anblick. Morella mit seiner kompletten Stadtmauer und einer der imposantesten Burgruinen.

Die Burg ist definitiv einen Besuch wert.

Wir beobachten wie das Wetter relativ schnell umschlägt. Düstere graue Wolken ziehen auf. Wir sehen zu, das wir weiterkommen.

Der Regen kommt schneller als gedacht. Kurz hinter Morella sehen wir zu, das wir einen Zeltplatz ausmachen und finden ein kleines Stück Wiese etwas abseits der Straße.

Misstrauisch werden wir von einer Horde Kühe beäugt. Wir sind aber schnell wieder uninteressant für sie.

Es wird 24 Stunden am Stück regnen.

In der Nacht ändern sich die Geräusche auf dem Zelt. Es wird leise und nachts werden wir wach, weil  Schnee das Zeltdach eindrückt. Am nächsten Morgen nach mittlerweile über 36 Stunden ausharren im Zelt bietet sich uns dieses Bild. Die ganze Gegend ist tief verschneit. Wie war das nochmal mit dem Schild einige Tage zuvor? Achtung Schnee!! Es ist der 4. Mai.

Alles ist eingeschneit und es ist ziemlich kalt. Wir wollen hier nur noch weg und packen alles so schnell wie möglich mit eiskalten Händen zusammen. Bloß weg hier.

So schnell wie möglich versuchen wir das El Maestrat zu verlassen.

Wir haben nicht für möglich gehalten, dass sowas hier zu dieser Jahreszeit passieren kann. Aber für die wenigen Einheimischen ist so ein Wintereinbruch im Mai völlig normal.

Wir waren einfach zu naiv, an sowas nicht zu glauben.

Wir suchen eine Bar oder etwas ähnliches, aber die Orte hier oben sind ziemlich ausgestorben. Auch der kleine Ort Castell de Cabres machte einen verlassenen Eindruck (CV-105).

Aber wie durch ein Wunder ist eine kleine Bar geöffnet und ein alter freundlicher Mann versorgt uns mit Wärme und Essen. Unsere eigenen Vorräte waren mittlerweile aufgebraucht.

Mit vollem Magen und aufgewärmt verlassen wir die Berge.

Und während es im Maestrat weiterhin sehr ungemütlich aussieht, ist es unten in der Ebene wieder warm und trocken (T-331). 

Wir erreichen Tortosa, eine mittelgroße Stadt am Ebro. All unsere Sachen sind nass und wir brauchen ein Zimmer, um alles zu trockenen.

Nach einem Ruhetag und einem Besuch der Markthalle sind wir wieder gestärkt und können unsere Reise fortsetzen. Die Sonne scheint wieder und es ist mit 20°C angenehm warm.

Alles ist wieder gut und schön.

Wir fahren ein Stück den Ebro entlang. Tivenys (T-301).

Rückblick auf die Ebroebene und das El Maestrat Massiv.

Gemütlich schlängelt sich der Ebro durch die bergige Landschaft.

Bei Miravet fahren wir mit einer kleinen Fähre über den Fluß.

Nach einem Besuch im hübschen kleinen Miravet geht es wieder Richtung Zeltplatzsuche.

Wieder ein wunderschöner Zeltplatz. Auf der Vorderseite der Ebro, auf der Rückseite ein hübscher Pfirsichhain. Nur auf die Fliegen, die in der Dämmerung zu tausenden uns gebissen haben, kann man gut verzichten.

Weiterfahrt nach Gratallops (T-731).

Sehr hügelig ist diese Gegend und weiterhin recht einsam.

Einige Sierren türmen sich wieder imposant vor einem auf.

Zeltplatz am Embalse de Siruana bei Cornudella de Montsant (C-242).

Und wieder geht es hoch hinauf auf dem Weg in die "Muntanya de Prades" nördlich von Tarragona. Das Wetter spielt diesmal mit (TV-7012).

Etwas dunstig, aber trotzdem ein schöner Ausblick Richtung Tarragona. Am Horizont sieht man sogar das Mittelmeer.

Wir erreichen La Mussara, einen Ort, der noch in der Karte eingezeichnet war. Wir wollten hier eigentlich Brötchen kaufen, aber der Ort ist schon seit vielen Jahren verlassen.

Dieser märchenhafte Ort wird nur noch von einem verzauberten Prinzen bewacht.

Nach dem Märchenort geht es lange bergab in Richtung Valls.

Unten angekommen wird der Verkehr vor Valls deutlich stärker (C-37).

Wir nähern uns Barcelona (C-51).

Und werden vom Verkehr der Millionenmetropole aufgesaugt. Trotz der Größe der Stadt ist das Radfahren auf den Straßen machbar. Keiner hupt, keiner bedrängt einen, es ist zwar etwas chaotisch aber fair. Es warten drei Tage Barcelona auf uns.

Essen, Essen, Essen. Hier gibt es soviel zu essen und zu sehen. Tapasbars, Restaurants, Märkte. Es ist wie im Schlaraffenland.

Absolut empehlenswert ist der Park Guell, oberhalb der Stadt. Ein großer Park voller Werke von Gaudi. Es waren zwar irre viel Touristen hier, aber es lohnt sich. Allein der Blick auf die Stadt, ganz abgesehen von den vielen verrückten Skulpturen.

Impressionen.

Auch ein Highlight. Der Fuente magica, der magische Brunnen mit seinen Wasserspielen mit musikalischer Untermalung.

Barcelona hat wahnsinnig viel zu zeigen: Museen, Plätze, Bars, Menschen, Musik, Essen, Ausblicke... Und selbst drei Tage reichen gerade, um das nötigste anzusehen. Es ist eine unglaublich lebendige Stadt, voller Menschen und zu jeder Tages- und Nachtzeit ist etwas los. Auf der anderen Seite ist die Stadt irre teuer, und unser Geld floss nur so aus unseren Händen. Ich empfehle zum Essen gehen, sich etwas außerhalb der Tourizonen zu bewegen. Dort ist es halbwegs bezahlbar. Niemals dort essen, wo die Speisen als Fototafel aushängen. Das ist nur teuer und schmeckt meistens nicht wirklich. Über Barcelona kann man Bände schreiben, aber das überlasse ich anderen.

Nach drei Tagen Barcelona (ohne Rad) verlassen wir die Stadt Richtung Westen. Während man auf dem Land oder in kleineren Orten eigentlich nie Angst um sein Rad haben muss, sollte man in solch großen Städten sehr aufpassen. Wir konnten freundlicherweise unsere Räder im Hostel gesichert wegsperren. 

Nachdem wir uns den Randgebieten der Stadt nähern wird es schnell sehr hässlich. Verkehr, Eisenbahn und Abgase vertreiben uns von unserer geplanten Route am Meer.

Wir flüchten wieder ins Hinterland. Hier ist wieder alles gut.

Und auf dem Weg nach Girona nehmen wir nun noch den Turo de l'Home mit seinen 1700 m mit. Mittlerweile sind Berge für uns absolut kein Problem mehr. Wir fahren jetzt jeden Berg problemlos hoch. Das Training der letzten Wochen zeigt sich nun. Die Waden sind mächtig gewachsen.

Doch leider spielt das Wetter am nächsten Tag nicht mit. Egal, wir müssen ja nicht bis ganz nach oben, sondern fahren nur die Passstraße rüber bis Girona.

Kalt und ungemütlich ist es. Die Passstraße geht über stattliche 1300 m hoch. 

Es regnet zum Glück nur in Schauern und oben erhaschen wir einen kurzen Ausblick .

Der Berg wolte uns leider nicht, aber wir haben nun die Provinz Girona erreicht. Leider unsere letzte.

Ein letztes Mal hinaus aus den kalten Bergen. In diesem Jahr war der Frühling in Spanien ziemlich chaotisch. Es hat doch viel geregnet, sogar geschneit, aber es gab auch viele schöne Tage. 

Unsere letzte große Stadt ist Girona. 

Hier findet gerade die "Temps de fleurs", die Zeit der Blumen statt. Alles ist geschmückt und illustriert.

Am nächsten Morgen besuchen wir vor unserer Weiterreise noch den Markt.

Danach fahren wir zu unserem letzten Etappenort: L'Estartit, an der Costa Brava (C-31).

Drei Tage wollen wir uns am Meer entspannen, bevor es dann nach Hause geht.

Von hier kann man die schneebedeckten Pyrenäen sehen. Dahinter liegt bereits Frankreich.

Und zum Abschluss ein weiterer grandioser Zeltplatz in einsamer Lage direkt am Meer mit Blick auf Frankreich.

Und unten eine ruhige Bucht ohne eine Menschenseele.

Der letzte Sonnenuntergang.

Und an einem sonnig, warmen Tag treten wir sehr wehmütig unsere Heimreise an. Bis zum Flughafen sind es etwa 50 km.

Hinter diesen Hügeln liegt der Flughafen von Girona.

Wir durchfahren eine ruhige, grüne, landwirtschaftlich geprägte Gegend. Ein Tag nochmal zum genießen.

Und dann ist auf einmal alles zu Ende. Unsere Räder liegen auf dem letzten Gepäckwagen. Das wenige, mit dem wir 2 Monate lang gelebt haben, verpackt in zwei großen Tüten auf dem Weg ins Flugzeug. Fast hätten wir eine Verlängerung bekommen, da wenige Tage zuvor der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ausgebrochen ist. Der Flugverkehr über ganz Westeuropa war mehrere Tage behindert, aber leider nicht mehr an diesem Tag. 

Es war eine tolle Reise mit vielen schönen Erlebnissen und der Erfahrung, wie wenig man zum Leben eigentlich braucht. In dieser Zeit habe ich alles gelernt, was ich für meine weiteren Radreisen brauche. Und ich habe den Blick für das Schöne gelernt und besonders für die Details und ganz wichtig: Ich weiß wie man die schönsten Zeltplätze findet. Vielen Dank Johannes dafür.

 

Die Geschichte endet leider ohne Happy End. Etwas über ein Jahr nach unserer Reise ist Johannes  verstorben, viel zu früh. Dies war somit seine letzte große Reise und diese Geschichte ist somit auch ein kleines Andenken an ihn.


Und hier ein paar Zahlen:

 

Strecke: knapp 2800 km 

Tagesetappen: zwischen 25 und 110 km, im Schnitt 60 km

Höhenmeter: knapp 40.000 m gesamt

Kosten: im Schnitt etwa 10 € pro Tag (Städte und Zimmer teurer)

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Mark (Sonntag, 03 Februar 2019 14:15)

    Das ist ein toller Bericht. Danke fürd Teilen.

  • #2

    Veronika Steikert (Montag, 08 April 2019 09:54)

    Der Bericht und die Bilder sind einfach ein tolles Erlebnis.
    Wir sind total begeistert.
    Danke für das Miterlebnis.