Auf dem Jakobsweg Teil 2


Burgos - Carrion de los Condes

 

85 km, 700 Hm

 

Zwischen Burgos und Leon liegt die Meseta, eine 200.000 km² große Hochebene, in der im Sommer brütende Hitze herrscht und im Winter kalte Winde und frostige Temperaturen. Karg ist die Meseta, Bäume sind nur selten zu sehen. Es ist eine der faszinierendesten Lanschaften des Jakobsweges. Jetzt im September ist sie immer noch heiß, aber aushaltbar. Nicht daran zu denken, diese kilometerlangen öden Geradeausstrecken im Sommer bei praller Sonne entlangzupilgern. Hier war ich froh ein Fahrrad zu haben. 

Sa, 24.09.11

 

Auch diese Nacht war wieder sehr angenehm. Die Frühaufsteher waren leise und auch ich stand relativ zeitig auf. Gegen viertel vor acht war ich abfahrbereit. Ein leichter Dunst lag in der Luft und es war angenehm frisch. So unangehm die Einfahrt nach Burgos gestern war, so schön war die Ausfahrt in den frühen Morgenstunden. Erst durch einen Park, dann an einem Fluss entlang. Schnell holte ich die vorausgegangen Pilger ein. Auch traf ich die zwei Spanier wieder, die ich schon seit zwei Tagen immer mal wieder gesehen habe. Schnell lag die Stadt hinter mir und ich fuhr bei bedecktem Himmel durch eine grüne Landschaft. Das heutige Highlight sollte die Meseta werden, eine sehr weitläufige Ebene im kastillischen Hochland. Nachdem ich in Tarjedos meine Vorräte aufgefüllt hatte, ging es weiter auf Feldwegen durch eine dünnbesiedelte Landschaft. Es war weitgehend eben mit einigen kurzen An- oder Abstiegen. Dominierend waren weiterhin abgeerntete Getreidefelder mit einigen wenigen Bäumen. Bei dem dunstigen Wetter sah die Gegend ganz faszinierend aus. In Hontana musste ich einen Extrastop einlegen. Ich hatte mein erstes Loch im Reifen, natürlich hinten. Zum Glück kurz vor einer der wenigen Ortschaften, so dass ich im Schatten einiger Bäume in Ruhe meinen Reifen flicken konnte. Von Hontanas führte eine schöne Allee nach Sankt Anton. Die malerische Landstraße verlief direkt durch die Klosterruinen von San Anton, eines ehemaligen Antoniter-Orden. Hinter Castrojeriz begann dann endlich die Meseta. Leicht wellig zog sich die Landschaft dahin, ab und an eingerahmt von einigen Bergzügen. Der Himmel wurde blau und ein paar Cumuluswolken zogen vorbei. Die Fahrt auf den langen geraden Straßen wurden begleitet von Falken und anderen Vögeln, die hier zahlreich unterwegs waren. Alle paar Kilometer tauchte ein kleines Dorf auf. Menschen waren nur wenige zu sehen, auch sah ich nur vereinzelt Pilger. In einem der kleinen Dörfer machte ich es mir auf einer Bank vor der ansässigen Pilgerherberge bequem, als auf einmal eine ganze Armada Radfahrer angefahren kam. Es waren bestimmt 30-40 Radler, wie sich herausstellte Deutsche. Sie trugen alle Warnwesten und hatten nur leichtes Gepäck dabei. Wieder so eine organisierte Softpilgertour. Ich empfand sie als unangenehm und als ich hörte, wie sie mich dreist zum Gruppenfoto auffordern wollten, sah ich zu, das ich schnell wegkam. Auf sowas hatte ich zu dem Zeitpunkt keine Lust. So fuhr ich weiter und genoß das Wetter und die fantastische Landschaft. Am späten Nachmittag erreichte ich Carrion de los Condes und ließ mir ein Bett in der dortigen Herberge zuweisen. Ich traf die beiden Spanier wieder, die ich heute morgen gesehen hatte. Nachdem ich mich frisch gemacht, die schöne, nicht so überladene Kirche angesehen hatte, traf ich die beiden Spaniern beim Abendessen. Es war sogar mal richtig lecker heute. Leider sprachen sie kein Wort deutsch und kaum Englisch, so dass eine Unterhaltung schwierig war. Am Nebentisch saßen noch zwei Deutsche, mit denen ich mich besser unterhalten konnte. Nach dem Essen hatten sich im Garten der Herberge viele Pilger versammelt. Sie lauschten einem Gitarrenspieler, der sehr stimmungsvolle Musik spielte. Das war ein sehr schöner Abschuss für den langen Tag durch die endlose einsame weite der Meseta.

Morgens um 8 kurz hinter Burgos holte ich die vielen Pilger wieder ein. Ich sah auch die beiden Spanier, die ich gestern schon gesehen hatte.

Rabé de la Calzadas, kurz hinter Burgos. Eines der vielen kleinen Dörfer auf dem Camino. 

Im leichten Dunst zeigt sich die weitläufige Landschaft besonders beeindruckend.

Impressionen auf dem Jakobsweg.

Auf und ab ging es durch eine karge, einsame Landschaft.

Die erste Meseta, auf deutsch Hochebene, tauchte auf. Mittlerweile war der Dunst verschwunden und die Sonne brannte kräftig vom Himmel.

Hontanas lag etwas tiefer in einem alten Flusseinschnitt.

Die Allee zwischen Hontanas und dem Kloster San Anton bildete mit ihren grünen Bäumen einen angenehmen Kontrast zum staubigen Gelb der Landschaft..

Die Straße führte direkt durch die Klosterruine San Anton. 

Die alte Burgruine auf dem Berg hinter Castrojeriz.

Rastplatz direkt am Camino.

In der Meseta. Es ist einfach nur flach und man kann kilometerweit blicken. Nicht auszudenken, hier im Sommer ohne einen Hauch Schatten entlangzumarschieren. 

Canal de castilia. Auch wenn es hier überwiegend sehr trocken aussieht, gibt es ab und an etwas Wasser, wie hier der Kanal kurz vor Fromista.

Impressionen des Camino.

Als Fußgänger muss das eine wahre Prüfung sein. Endlos geradeaus laufen, während die Sonne gnadenlos ihre Wärme abgibt. Kein Schatten, keine Abwechslung. Ich stelle mir diese Strecke als eine der schwersten für Fußgänger vor. Mit dem Fahrrad war es dagegen angenehm.

Vor allem, wenn es noch über 450 km bis Santiago sind.

Endlose weite, blauer Himmel, weiße Wolken. 

Schlafssal der Herberge in Carrion de los Condes.


Carrion de los Condes - Leon

 

98 km, 650 Hm

 

Heute steht der zweite Tag in der Meseta an und führt uns zum Zentrum des Camino frances in Sahagun. Wer es bis hierhin geschafft hat, hat die Hälfte des Weges hinter sich. Auch heute bleibt die Landschaft einsam und gleichförmg. Das Etappenziel ist Leon mit seiner von innen außergewöhnlichen Kathedrale. Im Gegensatz zur kargen Einfachheit bietet die Großstadt mit über 100.000 Einwohnern einen großen Kontrast und viele Annehmlichkeiten.

So, 25.09.11

 

Ich war mal wieder die letzte, die aufgestanden ist. Kurz vor 7 war das Zimmer bereits komplett leer. Um halb 8 startete auch ich wieder in einen neuen Sonnenaufgang. Kalt war es heute. 5°C zeigte mein Thermometer an. Aber die Luft war schön frisch und durch das radeln wurde einem schnell wieder warm. Ich traf einen kleinen Hund am Wegesrand, der mich in der Morgendämmerung begrüßte. Vielleicht hoffe er auf ein paar Leckerlies, doch hatte ich leider nichts für ihn dabei. Weiter ging es. Einen Pilger nach dem anderen überholte ich auf auf einem schnurgeraden Wirtschaftsweg. Langsam wurde es immer heller und die Sonne erschien am Horizont. Von Zivilisation war hier keine Spur. Der Weg verlief kilometerweit durch weitläufige Landschaft. Ab und an ein Haus oder mal ein kleines ausgestorbenes Dorf, aber sonst wieder nur Landschaft. Irgendwann wechselte ich wieder auf die N-120. Der Camino verlief etwas abseits parallel zur Straße. Es war aber sehr angenehm auf der Straße. In Ledigos gönnte ich mir eine Tapasplatte in einer der wenigen Bars auf dem Weg. Weiter ging es nach Sahagun, der Mitte des Jakosweges. Wer es bis hierhin geschafft hat, hat genau die Hälfte des Weges hinter sich. Ob Motivation oder Ernüchterung für die einzelnen Pilger? Ich denke, das ist Ansichtssache. Ich sah es als positiv, als das ich noch viele schöne Kilometer durch Spanien fahren durfte. Die restliche Strecke bis Leon verlief weiterhin durch die flache Meseta. Am Horizont sah man wieder die Berge des Kantabrischen Gebirges. Die Sonne schien intensiv vom blauen Himmel und das Thermometer stieg bis auf 36°C in der Sonne. Heiß und einsam war es hier, aber schön. Mit Menschen kam ich heute nicht groß in Kontakt. Ich hatte den Eindruck, dass die Pilger auch nicht mehr so offen wie am Anfang waren. Die Euphorie und die Neugier des Anfangs schienen etwas verflogen. Wenn man bedenkt, dass die Fußpilger schon etwa drei Wochen unterwegs sind, kann man sich vorstellen, dass sie mittlerweile in ihrer Routine angekommen sind und sich mehr auf sich konzentrieren. Ich fand es etwas schade, denn die Begegnungen am Anfang der Reise fand ich sehr bereichernd. Aber das ist auch der Nachteil als Radpilger. Man ist dreimal so schnell unterwegs und saust an den vielen Menschen vorbei ohne die Zeit zu haben, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Nichtdestotrotz genoß ich die Fahrt nach León. Die Einfahrt in die Stadt war heute viel angenehmer, da Sonntag war. Keine LKW's die Staub und Lärm produzieren konnten. Der Verkehr war auch moderat. Schnell erreichte ich das Zentrum und die Pilgerherberge, die wieder direkt neben der Kathedrale lag. Die Herberge wurde von einem Benediktinerorden betrieben, bei dem Frauen und Männer in getrennten Schlafsälen untergebracht wurden. Die Herberge hatte keinen festen Preis für die Nacht. Jeder konnte eine Spende seiner Wahl in eine große Urne stecken. Mich zog es nach der Ankunft erstmal wieder zur Kathedrale. So imposant die Kathedrale in Burgos von außen war, so schön war die Kathedrale von León von innen. Ganz besonders waren die vielen bunten Fenster, durch die das Licht in allen Farben einfiel. Jedes Fenster mit aufwendigen Malereien und von besonderer Größe. Die Stimmung in dieser Kathedrale war einzigartig.

Irgendwann zog mich der Hunger wieder hinaus. Heute hatte ich das schlechteste Menu del Dia aller Zeiten. Das einzig genießbare war der Kuchen zum Nachtisch. Nun gut. Eine Pilgertour ist nunmal keine kulinarische Gourmetreise. So begab ich mich zurück zur Herberge und kam noch rechtzeitig zum Pilgersegen, einem kurzen Abendgottesdienst der Benediktinerinnen mit wunderschönem Gesang. Und danach glitt ich in meinem schönen weichen Bett unter ganz leisen Frauen auch ganz schnell in den Schlaf.

Kurz vor dem Morgengrauen war ich bereits unterwegs. Die Stimmmung am morgen war immer die schönste des Tages.

Nach und nach überholte ich die Pilger.

Sonnenaufgangsstimmung. Friedlich und leise.

Der kleine Hund hoffte sicher auf ein Leckerlie, aber ich hatte leider nichts für ihn dabei. Zum Glück kommen hier jeden Tag genug Menschen vorbei. Irgendeiner wird schon was haben.

Lange Schatten warf die tiefstehende Sonne in die endlose Weite.

Eine kleine Herberge auf dem Weg nach Sahagun. Es gibt fast in jedem Ort am Camino eine Herberge. Im Schnitt liegen sie etwa 10 km auseinander. Bei kleineren Herbergen kann man das Pech haben, das sie schon voll sind. In größeren Orten gibt es auch oft mehrere. Und notfalls muss man auf dem Fußboden oder draußen schlafen.

Sahagun. Das Zentrum des Camino frances, Wer es bis hierhin geschafft hat, hat genau die Hälfte hinter sich.

Kleines kirchliches Gebäude als Rastplatz am Camino.

Weiterhin unterwegs in der Meseta. Am Ende kann man schemenhaft einen Gebirgszug erkennen. Das kantabrische Gebirge, welches vor einigen Tagen bereits zu sehen war. Es zieht sich einmal komplett durch den Norden Spaniens.

Eine kleine Bar irgendwo am Pilgerweg.

Schattenplätze und Wasse sind rar in diese endlosen Landschaft.

Leon, eine sehr schöne, lebendige Stadt.

Die Kathedrale ist von außen nicht so pompös wie in Burgos, aber dennoch imposant und im typischen gotischen Stil, wie er so oft in Spanien zu finden ist.

Von innen ist die Kathedrale deutlich beeindruckender und viel schöner als in Burgos. Unzählige farbige Fenster werfen tolle Lichter in der Kathedrale. 

Bis spät in den Abend ist viel los in Leons Straßen. 

Fahrradständer vor der Herberge. Die Anzahl der Fahrradpilger nahm deutlich zu.

Abendstimmung auf dem Vorplatz des Benediktinerklosters, in dem die Herberge untergebracht ist.

Hier schlafen Männer und Frauen getrennt. Zur Verfügung steht einem in der Regel ein Bett mit Bettlaken. Alles andere wie Schlafsack und Kissen muss der Pilger selber dabei haben. Mehr als eine Nacht darf man in keiner Herberge bleiben, es sei denn man ist krank.  


León - Rabanal

 

72 km, 750 Hm

 

Die Landschaft hinter León ist immer noch karg, aber nicht mehr so weitläufig und eintönig wie die Meseta. Leicht bergab geht es bis nach Hospital de Orbigo mit seiner mittelalterlichen Ritterbrücke und danach leicht ansteigend über Astorga mit dem von Gaudi geplanten Bischofssitz,  hoch in die Ausläufer der Montes de León.

Mo, 26.09.11

 

Gestern Abend war die Stadt noch so voller Menschen, so lebendig. Heute morgen war sie wie ausgestorben. Kein Mensch unterwegs, außer den fleißigen Straßenreinigern, die man in Spanien so oft morgens sieht. Eine Kehrmaschine wischte des gesamten Kirchenvorplatz und kein Schnipsel vom Vortag war mehr zu sehen. Ich folgte den Zeichen auf der Straße und verließ die noch schlafende Stadt. Leider keine schöne Ausfahrt, war die Besiedelung hier doch deutlich dichter als zuvor. Viele Vororte mussten durchquert werden, bis ich wieder auf die Nationalstraße N-120 traf. Auch diese war von dichterem Verkehr geprägt und es war absolut unspektakulär hier entlangzufahren.Erst kurz vor Astorga wurde es wieder ländlicher und ruhiger. In Hospital de Orbigo gab es ein kleines Highlight zu sehen. Die Brücke Puente de Orbigo aus dem 13. Jhdt. ist die längste Brücke am Jakobsweg. Sie führt über den mittlerweile nur noch schmalen Fluss Orbigo. Ein Ritter hatte einst eine Herzensdame mit Namen Dona Leonor. Einem Versprechen mit seiner Bruderschaft hatte er sich ihretwegen auferlegt, jeden Donnerstag zu fasten und dabei einen schweren Eisenring um den Hals zu tragen. Als ihm dieses mit der Zeit zu lästig wurde, wollte er das Versprechen lösen. Dafür sollte er mit allen Rittern auf der Brücke kämpfen, die hier vorbei zogen. Am Ende war der Ritter von seinem Gelöbnis befreit und brachte die Halsfessel der Kathedrale in Santiago, wo sie bis heute um den Hals der Büste des jüngeren Jakobus hängt. Und seitdem ist diese Brücke ein Ehrenübergang und einmal im Jahr finden hier traditionelle Ritterfestspiele statt, die die Begebenheit nachspielen.

Ja, das fahren über diese Brücke war in der Tat etwas besonderes und man konnte sich gut vorstellen, wie hier einst die Ritter gekämpft haben. Heute bei strahlendem Sonnenschein war die Brücke lediglich von einigen harmlosen Pilgern bevölkert. Ich radelte weiter nach Astorga. Die Stadt liegt auf etwa 850 m Höhe in der Nähe der Montes de León und ist ein wichtiger Knotenpunkt der Jakobswege. Hier treffen der Via de la plata aus Sevilla und der Camino frances zusammen und vereinen sich bis Santiago. Aus diesem Grund befindet sich in Astorga auch ein mächtiger Bischofssitz, dessen Gebäude von keinem geringeren als Gaudi geplant und mitgebaut wurde. Heute ist der Sitz ein Museum, welches allerdings gerade geschlossen war. Nach kurzer Rast in Astorga ging für mich die Reise weiter. Die Strecke von Astorga nach Rabanal war eine der schönsten Abschnitte auf dem Camino. Die Landschaft war weiterhin leicht wellig und der Weg verlief nun fast ausschließlich abseits der Straßen bzw. mit einem Stück einsamer Asphaltstraße durch ganz viel Natur. Am Horizont waren bereits die nächsten Berge zu sehen, die Montes de León, die sehr grün aussahen. Ganz leicht ansteigend ging es nun nach Rabanal und es wurde immer einsamer und leerer. Die wenigen kleinen Dörfer waren teilweise fast ausgestorben und viele Häuser verfielen bereits. Ohne die Pilger wären die Dörfer hier sicher gar nicht mehr existent. Auch Rabanal war ein einsam gelegenes kleines Dorf mit einer gemütlichen Herberge. Alles war voller Blumen und der ganze Ort strahlte eine unbeschreibliche Ruhe aus. Hier wollte ich bleiben und so endte ich bereits um 4 Uhr am Nachmittag meinen Reisetag. Nach und nach tauchten auch die weiteren Radpilger auf, die ich zum Teil schon längere Zeit immer mal wieder gesehen habe und auch neue Gesichter. Es ist irgendwie lustig mit den Radpilgern, irgendwie wie Wettbewerb fliegen beim Segelflug. Man sieht sich, man grüßt sich, man überholt sich oder wird überholt und obwohl man nur wenige Worte miteinander redet, fängt man langsam an seine Mitstreiter zu kennen. Nur die 15 köpfige Radeltruppe aus Hollland, mal wieder mit leichtem Gepäck stieß eher weniger auf mein Interesse. Am Abend traf ich jedoch keine Radler, sondern Oliver, einem IT-Menschen aus Heilbronn und einen Typen aus Köln, der sich unglaublich über das Schwarzbrot freute, welches ich ihm gab. Ich wusste, dass es in Spanien kein ordentliches Brot gab und hatte einen guten Vorrat an abgepacktem Schwarzbrot dabei. Der Kollege war ja zu Fuß mittlerweile schon viele Wochen unterwegs und entsprechend hungrig auf gutes Brot. Wir erzählten viel beim Abendessen mit ausreichend Bier und es war ein sehr gemütlicher geselliger Abend. Um 7 besuchten wir die Abendmesse, wo ich auch mit den anderen Radfahrern kurz ins Gespräch kam und abends konnten alle einen unglaublich tollen Sternenhimmel bewundern inklusive einer glasklaren Milchstraße. 

 

Früh morgens in Leon. Menschenleere Straßen.

Noch 300 km bis Santiago. Der gelbe Pfeil verrät den richtigen Weg.

Pilgerdenkmal am Rande Leons.

Durch das Autobahngewirr um Leon verließ ich León.

Die Bundesstraße aus der Stadt raus war sehr unspektakulär, viel befahren und laut.

Hospital de Orbigo mit der Puente de Orbigo. Einst kämpfte ein Ritter auf dieser Brücke, um aus einem Versprechen gegenüber seiner Herzdame rauszukommen.

In Astorga treffen zwei Jakobswege aufeinander, der Via de la Plata aus Sevilla und der Camino frances.

Impressionen.

Die Kathedrale in Astorga.

Aber der nebenstehende Bischofssitz erbaut nach Gaudis Plänen ist deutlich spektakulärer. Heute ist hier ein Museum untergebracht.

Einsam wurde es hinter Astorga und landschaftlich wieder sehr schön.

Im Hintergrund die grün bewaldete Bergkette der Montes de León. 

Kleine einsame Dörfer westlich von Astorga. Zum Teil restauriert, vielmals aber auch sehr verfallen.

Jeder braucht eine Pause.

Impressionen.

Die Herberge in Rabanal.

Abendstimmung in Rabanal.


Rabanal - Vega del Valcarce

 

77km, 1000 Hm

 

Auf schönen Wegen geht es stetig bergauf in die Montes de León. Am Cruz de Ferro wird  der höchste Punkt des Camino frances erreicht. Danach geht es in rasanter Abfahrt hinunter ins fruchtbare Tal des Bierzo, welches zwischen Ponferrada und Villafranca del Bierzo liegt. Durch ein besonderes Mikroklima wird hier viel Wein angebaut. Nach Villafranca geht es langsam wieder hinauf in die südwestlichen Ausläufer des Kantabrischen Gebirges. 

Di, 27.09.11

 

Es war noch stockdunkel als die meisten Pilger bereits unterwegs waren. Man merkte jetzt mit jedem Tag die immer später aufgehende Sonne, je weiter man nach Westen kam. Als ich um viertel vor acht abfahrbereits war, saßen noch einige Pilger in der Bar und tranken in Ruhe ihren Kaffee. Ich war mal nicht mehr die letzte. Der heutige Morgen war der schönste der bisherigen Reise. Als ich losfuhr war bereits ein Silberstreif der Dämmerung am Horizont zu sehen. Die Sonnenaufgänge im September sind hier wirklich traumhaft und der heutige war einer der schönsten meiner  Reise. Von lila über orange und gelb färbte sich der Himmel langsam in ein lichtes Blau. Man selbst befand sich mitten in der Natur, umgeben von zwitschernden Vögel und fast völliger Einsamkeit. Ab und an ein paar Pilger, die man grüßend überholte "Buen camino!". Es war einfach nur herrlich. Leicht bergan ging es nun in Richtung der Montes de León. Der erste Stop war Foncebadón, ein verfallenes Dorf am Camino. Nur wenige Menschen lebten noch in den heruntergekommen Häusern. Der stetige Zustrom an Pilgern, hat diesen im Mittelalter bedeutenden Ort allerdings wieder etwas Leben eingehaucht, was sich auch an einer lustigen deutschen Werbung für Immobilien an einer Häuserwand niederschlug. Aber mehr als zwei restaurierte Häuser, eine Herberge, ein Restaurant mit Bar war hier noch nicht zu entdecken. Der verfallene Charme überwog eindeutig, Hier hätte ich auch gerne übernachtet, aber dafür war es eindeutig zu früh am morgen. Deshalb ging es nun weiter zum Cruz de Ferro, mit über 1500 m Höhe dem höchsten Punkt des Camino. Schon von weitem sah man ein riesigen Holzstamm mit Eisenkreuz auf einem großen Steinhaufen. Seit tausenden von Jahren ist es Tradition, das man an diesem Kreuz einen Stein ablegt. Diesen Stein bringt man in der Regel von zu Hause mit und kann ihn an dieser Stelle des Jakobsweges, als "sein Päckchen" wieder ablegen. Der Stein kann für die bis hier hinter sich gelassenen Sünden stehen, er kann eine Geschichte erzählen, eine Erinnerung darstellen oder als Abschied von etwas gelten. Auch ich hatte meine Steine dabei, die ich endlich ablegen konnte. Viel war hier los, viele Menschen legten ihre Steine ab, ließen sich fotografieren, hielten ein kurzes Pläuschen in allen möglichen Sprachen. Auch ich ließ ein Erinnerungsfoto von mir schießen, betrachtete die vielen Steine, aber auch Fotos oder Andenken und blieb eine ganze Weile an dieser geschichtsträchtigen Stelle. Nach diesem Besuch folgte nach kurzen auf und ab die Abfahrt schlechthin. 1000 Hm auf 20 km ging es bergab. Die Straße war teilweise sehr steil, sehr kurvig und der Asphalt war auch nicht der beste. Aber egal, mein Rad lief gut und kam sicher runter. Runter nach Ponferrada, der Hauptstadt des Bierzo. Ponferrada liegt am Anfang einer schmalen Ebene, die im Osten von den eben verlassenen Monte de León und im Westen durch das Kantabrische Gebirge begrenzt wird. Bevor ich weiterfuhr machte ich in Ponferrada erstmal Pause und sah mir die imposante Templerburg der Stadt an. Die 6 Euro hätte ich mir sparen können. Da war die selbstgebaute Templerburg eines Einsiedlers kurz hinter dem Cruz de Ferro deutlich spannender, aber die konnte oder wollte ich mir nicht ansehen, da sie zu derZeit von einer Horde Hollandradler belagert wurde. Also machte ich mich weiter auf durch die Ebene zu den nächsten Bergen. Ich wählte diesmal wieder den Original Camino statt der Straße und bereute es recht schnell. Der Camino führte über extrem steinige Feldwege, immer auf und ab. Bei schwülen Temperaturen über 30°C war das kein Spaß. Missmutig erlebte ich hinter jeder Kuppe, das es einfach nicht besser wurde. Nur die Gegend war sehr hübsch und von Weinbergen geprägt. Das von Westen kommende kühle Seeklima gemischt mit den warmen Temperaturen der Meseta lässt hier wieder gute Bedingungen für den Wein zu. Nach langwierigen auf und ab durch staubige steinige Feldwege erreichte ich endlich Villafranca del Bierzo, die Hauptstadt des Bierzo am Fuß des Kantabrischen Gebirges.  Der Ort war schön mit vielen Kirchen, Klostern und hübschen Häusern, aber ich war mittlerweile zu kaputt. Nach kurzer Pause wollte ich noch mein Tagesziel erreichen. Langsam aber stetig ging die nun wieder aspaltierte Straße hoch in die Berge. Die Gegend wurde immer grüner und die ersten Zeichen des Herbstes machten sich in den Blättern bemerkbar.  Nun sah ich auch meine spanischen Radpilger wieder. Sie hatten das gleiche Ziel wie ich, die örtliche Herberge in Vega del Valcarce, am Fuß des letzten großen Anstieges vor Santiago. Während ich mir in der kleinen Küche meine Nudeln mit Tomatensoße warm machte, die ich übrigens schon seit Frankreich mitschleppte, traf ich auf drei deutsche Pilgerinnen. Beim Essen unterhielten wir uns über den Camino und mir wurde deutlich wie viel intensiver das Pilgern zu Fuß sein musste. Sie erzählten von den vielen Wegbegleitern, die sie trafen, die zum Teil vorausgelaufen oder auch zurück geblieben sind. Wir redeten viel über die Menschen und mir wurde klar, das ich mit dem Fahrrad einfach viel zu schnell unterwegs war und nur das halbe Pilgerfeeling mitnehmen konnte. Aber nun, trotzdem besser als gar nicht, Das nächste Mal hoffentlich zu Fuß.

Einer der schönsten Sonnenaufgänge am Morgen in den Montes de León.

Foncebadón, ein fast verlassenen Dorf am Fuße der Berge.

Foncebadón.

Nur die Herberge und eine Bar mit Restaurant sind neben einigen wenigen Häusern relativ neu.

Hoch ging es zum höchsten Punkt des Camino in den Montes de León.

Schon aus der Ferne ist das Cuz de Ferro zu sehen. 

Jeder Pilger kann hier einen Stein ablegen, den er von zu Hause mitgebracht hat. Als Erinnerung, zum Abschied oder um seine Sünden abzugeben. Ein Foto von hier ist Pflicht.

Auf und ab ging es durch die grünen Hügel und dann steil bergab nach Ponferrada.

Puente de Molinaseca im gleichnamigen Ort kurz vor Ponferrada.

Die Templerburg von Ponferrada. Den Eintritt kann man bezahlen, muss man aber nicht.

Eine schmale Ebene liegt zwischen den Montes de Leon und dem Kantabrischen Gebirge, welches die Provin Kastillien-Leon von Galicien trennt.

Freudige Radfahrer in Villafranca del Bierzo.

Hinter Villafranca del Bierzo ging es hoch ins Kantabrische Gebirge.

Die Bundesstraße verläuft einsam, während die Autos auf der Autobahn unterwegs sind.

Die Herberge von Vega del Valcarce.

Weiter geht es mit Teil 3.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0