· 

Süditalien - Von Bari nach Pompeji (Rom) - Teil 2


Tag 6 (Di, 07. Aug. 12)

 

Stigliano - Grumentum

 

60 km, 1110 Hm

Das heutige Tagesziel war Grumentum. Ein Ort, der einst von Römern besiedelt wurde und dessen Überreste man in einem weitläufigen Areal mit römischen Ruinen und Straßen besuchen kann. Auf dem Weg dorthin wollten wir eigentlich eine Straße wählen, die oben über die Berge durch viele kleine Dörfer führen sollte, aber ich fühlte mich heute sehr schlapp und so wählten wir einen einfacheren Weg, der zunächst von Stigliano nach Süden ins Agrital führte und von dort über einen weiteren Bergrücken ins nächste Tal bis nach Grumentum verlief.

 

Die Abfahrt von Stigliano ins etwa 600 m tiefer liegende Agrital war phänomenal. Leider hatte ich irgendwie Metall in der Bremse und die Späne fraßen sich bei der schnellen Abfahrt nur so von meiner Felge. Nachdem wir auf halber Höhe die Bremse wieder einigermaßen hinbekommen haben, ging es mit weniger Sorge weiter flott bergab. Der Agri war schnell erreicht, doch einen Fluss konnte man das nicht mehr nennen. Das Flussbett war zwar unendlich breit, aber nur ein kleines Rinnsal ist übrig geblieben. Die Straße entlang des Flusses war ganz nach meinem Geschmack. Mit einer kaum wahrzunehmenden Steigung und ohne Verkehr fuhren wir durch eine grüne Landschaft, die so ganz anders aussah als gestern. Aus der kargen weitläufigen Hügellandschaft wurde eine Berglandschaft mit höheren Gipfeln und grün bewaldeten Hängen.

Abfahrt von Stigliano ins Agrital.

Im Agrital.

Die dann folgende Straße war die größte Herausforderung unserer Tour. Auf der Karte sah sie ganz nett aus und auch Torstens Garmin wählte diese Route, die uns über den nächsten Bergrücken führen sollte. Das es eine einfachere Alternative gab, haben wir trotz Karte nicht so richtig realisiert und auch die Warnungen der einheimischen Bevölkerung konnte uns nicht von der Strecke abbringen. Die Straße war ja eigentlich auch total schön mit wunderbaren Ausblicken und voll ländlicher Idylle, mit Brombeeren am Wegesrand und ab und an mit Schatten spendenden Bäumen. Sie hatte nur einen Nachteil: Sie war steil und zwar sehr steil. 11-12% im Schnitt und bis 17% im Maximum. Gut, bei Rad am Ring war die Strecke nicht anders, aber da waren es auch keine 40°C in der Sonne und die Räder waren da auch ein wenig leichter. Torsten hatte sich mutig der Strecke gestellt und ist fast alles gefahren. Ich war zu schlapp und so schob ich mein Rad ungefähr 4 Kilometer den Berg hinauf. Das war ganz schön anstrengend, aber da die Strecke sonst toll war und wir auch Zeit hatten, kein allzu großes Problem. Am Ende wieder ein leichtes auf und ab und schon standen wir an einem Taleinschnitt mit Blick auf das etwa 100 m tiefer liegende Armentum auf der anderen Talseite. Dort sollte unsere heutige Mittagspause stattfinden. Die kleine Stadt stellte sich als richtiges kleines Schätzchen heraus. Klebend an einem Berghang, durchzogen viele kleine steile Gassen das Städtchen. Die Haustüren waren liebevoll mit Blumen dekoriert und es war sauber und aufgeräumt. Im kleinen Supermarkt trafen wir mal wieder einen deutschsprechenden Italiener, der uns beim zurechtfinden half. Eingedeckt mit Getränken, Eis und frischem Obst okkupierten wir die kühlen Treppenstufen der kleinen Kirche am Ortseingang.

Im Agrital.

Und wieder steil hinauf.

Lange waren wir nicht alleine. Als wir gerade auf den Treppenstufen Skipbo spielten , kam eine junge Frau mit ihren zwei kleinen Jungs vorbei. In Italien geboren, lebte sie lange Zeit in Deutschland und kehrte nach der Heirat mit einem Italiener wieder zurück und lebt nun in Florenz. Heute besuchte sie gerade ihre Schwiegereltern und freute sich mal wieder mit Deutschen sprechen zu können. Ihr großer Sohn war von unserem Kartenspiel so fasziniert, das er sich frech einfach bei Torsten auf den Schoss setzte und mitspielte. Ihre Kinder wuchsen zweisprachig auf und so konnte der Kleine schnell die Regeln lernen. Mit der Zeit kamen auch die anderen Stadtbewohner dazu, die in der Nähe Siesta machten, und wollten erfahren wer wir sind und was wir hier machen. Es ist schon schön so von Menschen wahrgenommen zu werden und in Kontakt zu kommen. Die nette Mutter musste dann aber zum Mittagessen los und auch die neugierigen Stadtbewohner zogen sich wieder zurück und wir konnten noch eine Weile in Ruhe weiterspielen. Am frühen Nachmittag entwickelte sich eine große Wolke über der Stadt und als wir unsere Pause beendet haben, fing es doch tatsächlich an zu regnen. Es waren zwar nur 10 min, denn die Wolke löste sich genauso schnell wieder auf wie sie entstanden ist, aber schön nach der Trockenheit und Hitze ein paar Tropfen auf der Haut zu spüren.

Mitspieler gefunden.

Kleine hübsche Gassen in Armentum.

Die Strecke führte nun durch ein weiteres grünes Flusstal, dessen Fluss ebenfalls ausgetrocknet war. Links und rechts der Straße steile Hänge voll mit großen gerundeten Steinen in schlammiger Matrix. Der Fluss hat sich im Laufe der Zeit tief eingeschnitten und das alte Flussbett konnte man nun schön im Querprofil am Hang beobachten. Aber statt Wasser brannte die Sonne schon wieder mit aller Kraft vom Himmel. Nach wenigen Kilometern erreichten wir die Bundesstraße, die nach Grumentum führte. Glücklicherweise war auch diese nicht stark befahren und so ging es wieder leicht bergan bis zum Stausee (Lago di Pertusillo), an dessen Westseite unser Agriturismo wartete. Der Stausee hatte eine irre türkise Färbung und riesige Fische standen still im Wasser, darauf wartend, gefangen zu werden. Leider führte die Straße hoch über dem See entlang, so dass man nicht ans Ufer gelangen konnte. Unterwegs trafen wir einen italienischen Rennradler, der sich schnell mit Torsten anfreundete und uns eine ganze Weile begleitete. Er gab uns unter anderem den Hinweis, dass in Amphittheater des antiken Grumentum heute Abend ein Konzert stattfinden solle. Gut zu wissen. Aber erstmal mussten wir unser Agriturismo finden, eine Art Bauernhof, der lokale Produkte anbaut, anbietet und einen kleinen Campingplatz für Touristen bietet. Dieser Agriturismo lag auch gleich neben dem Eingang zu den römischen Ruinen und dem angepriesenen Amphittheater. Der kleine Campingplatz war wunderschön und lag in einem kleinen Eichenwäldchen. Wir waren die einzigen Gäste und so gehörte uns der ganze Wald alleine. Ein kleines Toilettenhäuschen und eine halbfrei stehende Dusche waren auch alles, was wir brauchten. Zum Hof gehörte ein bunt geschecktes Pferd, zwei Hunde und ein kleiner Miezekater, der Viola genannt wurde und zu unserem Campingkater wurde.

Durchs tief eingeschnittene Tal nach Grumentum.

Trotz eines kurzen Regenschauers stieg das Thermometer wieder schnell auf gemütliche 43°C.

Lago di Pertusillo.

Agriturismo verde in Grumentum.

Nachdem das Zelt aufgebaut, unser Essen gegessen (die Reste gingen an Viola) und auch sonst alles wichtige getan war, machten wir uns bereit für das unbekannte Konzert. Keine 5 min Fußmarsch und wir standen in einem schön beleuchteten echten römischen Amphittheater. Es waren verdammt wenige Zuschauer, doch langsam füllte es sich doch ein wenig. Gespannt warteten wir auf den unbekannten Auftritt und wurden von einem unglaublich tollen Künstler überrascht. Das Konzert war der Hammer und unter dem Sternenhimmel einfach wunderschön. Kinder tanzen zur Musik und bei einigen Lieder sang das ganze Publikum mit. Es war ein Künstler aus der Region, der hier bekannt war und schönen Italopop sang. Absolutes Gänsehautfeeling. Um Mitternacht beendete Raffaele Tedesco mit seinem letzten Lied diesen aufregenden Tag. Müde fielen wir einfach nur noch in unser Bett. Morgen gönnen wir uns einen Ruhetag und schauen uns die Ausgrabungen bei Tageslicht an.

Raffaele Tedesco - Konzert im Amphittheater Grumentum.


Tag 7 (Mi, 08. Aug. 12)

 

Grumentum

Es war herrlich unter den kühlen Bäumen erstmal auszuschlafen. Unser Kater Viola kam gleich morgens zum Frühstück vorbei, machte es sich auf unserer Matte gemütlich und wartete auf Leckereien. Bei der morgendlichen Wäsche in der Dusche gab es die erste Überraschung. Ein kleiner Skorpion hat sich ins Waschbecken verirrt. Es ist zwar bekannt, dass es in Südeuropa Skorpione geben soll, aber erwartet haben wir den hier nicht. Gut, dass er sich nicht in unseren Schlafsack verirrt hatte. Nachdem wir ihn wieder in Freiheit entlassen hatten und das Frühstück auch erledigt war, machten wir uns auf den Weg zu den römischen Ausgrabungen.

Unsere tierischen Nachbarn im Agriturismo. Viola, die kleine Katze war überall mit dabei. Der süße Collie gehörte zum Museum und besuchte gerne die Gäste des kleinen Campingplatzes. Und der Skorpion hat uns zum Glück nicht nachts im Zelt besucht.

Keine 5 min Fussweg mussten wir bis zum kleinen Museum zurücklegen. Das Gebäude war zwar ganz modern und riesengroß, aber die Ausstellung noch sehr klein. Alte Münzen, Schalen, Fotos zeigten ein paar Einblicke ins römische Leben und die Funde der Ausgrabung. Schnell hatten wir alles gesehen und dann nahmen wir uns das Ausgrabungsgelände vor. Es begann mit dem kleinen Amphittheater von gestern abend und führte auf einem etwa 2 km langen Fussweg durch die Überreste Grumentums. Überall flitzten kleine Echsen herum, die sich von uns in ihrer Siesta gestört fühlten. Viel mehr als Fundamente, einige schöne Bodenmosaike und eine Straße aus riesigen Blöcken, die es Torsten angetan hatte, gab es aber nicht zu sehen, aber imposant war es schon. Das Beste kam zum Schluss. Ein gut erhaltenes großes Amphittheater mit einer Arena von über 60 m Länge. Nachdem wir alles gesehen hatten, gingen wir zurück zum Zeltplatz und entdeckten unseren nächsten Besucher. Ein hübscher hellbrauner Collie-Mischling wartete bereits auf uns und freute sich wie verrückt uns zu begrüßen. Wo kam der denn jetzt her? Es stellte sich heraus, dass er zum Museum gehört, aber keinen richtigen Besitzer hat. Er besucht gerne die Hunde des Agriturismo und ab und zu wohl auch dessen Gäste. Nun hatten wir schon zwei Besucher. Den restlichen Nachmittag faulenzten wir und kauften im nahe gelegenen Supermarkt ein. Schön mal ein paar Kilometer ohne Gepäck zu fahren. Die Gegend hier gefiel mir auch sehr gut. Die umliegenden Berge sind richtig hoch und überall weisen Schilder auf Wintersportaktivitäten hin. Bei 40°C schon sehr lustig. Dazwischen sieht man viel Landwirtschaft, Weinberge, viel Grün und auf den Hügeln sitzen überall kleine Dörfer.

Grumentum - Die antike Stadt in Lukanien. 207 v. Chr. erwählte Hannibal diese Stadt als Hauptquartier.

Am Abend gönnten wir uns im Agriturismo ein richtig leckeres Abendessen. Es gab keine Speisekarte, sondern der Besitzer fing einfach an uns Teller für Teller hinzustellen. Fast alle Zutaten kamen aus dem eigenen Garten oder aus der umliegenden Region und so schmeckte es auch. Wir genoßen heute Abend eines der besten Essen, welches wir jemals vorgesetzt bekommen hatten: selbgemachte Salamisorten, Schinkenstreifen mit Ananas, Salat mit Pfirsich und Schafskäse in Zitronenöl, gebratene Zucchini und Auberginen, Nudeln und Hühnchen als Hauptspeise und zum Nachtisch selbstgemachter Schokoladenkuchen für Torsten und Obst für mich. Zum Abschluss ein mit Honig gewürzter Wein.

 

Satt und zufrieden fielen wir nach diesem leckeren Genuss ins Bett. Schade, dass unsere Urlaubskasse solch leckeres Essen nicht jeden Tag zuließ.

Eines der leckersten Menüs, die wir jemals verspeisen durften. Alles aus eigenem Anbau.


Tag 8 (Do, 09. Aug. 12)

 

Grumentum - Sapri

 

85 km, 1230 Hm

Weiter ging es auf unserer Reise durch die abwechslungsreiche Basilikata. Die heißen Temperaturen der letzten Tage hatten sich ein wenig abgekühlt, was auch daran liegen konnte, dass wir nun in etwas höherliegender Region unterwegs waren. Vor der Reise hatte ich auf der Karte eine schöne direkte Straße rausgesucht, die über einen 1500m hohen Pass am Monte Papa uns direkt bis zur Straße nach Sapri geführt hätte. Doch sind wir von den vielen Höhenmetern mit Gepäck bereits ein wenig ausgelaugt und wir hatten ja nun festgestellt, dass die kleinen Straßen hier sehr steil sein können. So nahmen wir lieber den sicheren Weg, der uns allerdings einige Kilometer an Umweg kostete. Die Idee erwies sich aber als gut, denn die Strecke war landschaftlich wunderschön und zeigte tolle Panoramen der Bergwelt des Lukaner Appennin. Wir verließen die Basilikata und fuhren nun ein Stück in Kampanien weiter.  Durch die angenehmen Steigungen kamen wir gut voran und schnell erreichten wir die kleine Stadt Montesano sulla Marcellana. Diese Stadt lag direkt oberhalb des Diano-Tal lag und bot eine wunderbare Aussicht auf die weitläufige Ebene, die zwischen dem Lukanischen Appennin und dem Cilento lag. Highlight dieser Stadt war eine kleine gotische Kathedrale, die man eher in Spanien erwarten würde als hier.  Auf jeden Fall war der Platz vor der Kathedrale perfekt für eine Pause, bevor es dann rasant runter ins Tal ging.

Grün und landwirtschaftlich geprägt ist es im Val d'Agri.

Wir verlassen die Basilikata und erreichen Kampanien.

Kurz vor Montesana sulla Marcellana.

Pause vor der gotischen Kathedrale.

Blick auf das Dianotal.

Vom Tal aus ging es auf der anderen Seite wieder zurück Richtung Sapri. Auch die Bundesstraße war landschaftlich sehr schön und nur sehr wenige Autos störten die Ruhe. Das lag zum größten Teil an der Autobahn, die ebenfalls durch dieses Tal verlief. Ganz leicht bergauf ging die Straße wieder und nur vor dem kleinen Flecken Fortino wurde sie für kurze Zeit wieder deutlich steiler. Von dieser Straße hatte man einen tollen Blick auf die Lukanischen Berge und es erwies sich als goldrichtige Idee nicht über den Pass zu fahren. Wären wir über den Pass gekommen hätten wir noch viele kleine tiefe Quertäler passieren müssen, um auf die richtige Bergflanke zu gelangen. Unsere Straße jedoch führte direkt auf die richtige Seite und wir konnten von hier direkt nach Sapri abbiegen.

Grün geht es auf der anderen Seite wieder hinauf. Das Meer ist nicht mehr weit.

Den hohen Monte Papa haben wir nicht überquert. Das hätte der Tour etliche Höhenmeter mehr eingebracht.

Kurz vor der Abfahrt bekamen wir für kurze Augenblicke die Christusstatue von Maratea in den Blick. Dort steht auf dem Gipfel eines Berges eine riesengroße Christusstatue, ähnlich wie in Rio de Janeiro. Aber leider lag dieser Ort nicht auf unserem Weg, so dass wir uns nur einem kurzen Blick zufrieden geben mussten. Bald kam der gesuchte Abzweig und wir konnten kurze Zeit später zum ersten Mal das Meer sehen. Hier in 600 m Höhe war es richtig angenehm und ein frischer Wind vom Meer wehte uns um die Haare. Die Abfahrt nach Sapri war toll, war sie vom Gefälle so moderat, dass man das Rad vielfach einfach laufen lassen konnte, ohne Angst haben zu müssen, zu schnell zu werden. Hätten wir allerdings gewusst was uns unten erwartet, wären wir vielleicht oben geblieben.

Blick aufs Mittelmeer oberhalb von Sapri.

Eine gemütliche Abfahrt von 600 Hm bis runter nach Sapri.

Unten erwartete uns nämlich das komplette Kontrastprogramm. Die frische Luft war weg und es war heiß und stickig. Menschenmassen bevölkerten die Strandabschnitte und alles war nur noch auf Tourismus angelegt. Für die nächsten Tage werden wir eine neue Seite Italiens kennenlernen. Der August ist der Urlaubsmonat der Italiener und sehr sehr viele (gefühlt fast alle!) machen Urlaub am Meer. Wir werden in den nächsten Tagen kaum einen freien Flecken Strand entdecken, es sei denn er ist so unzulänglich, dass wir selber nicht mal dorthin kommen. Nun gut, wir ergaben uns unserem Schicksal.

 

Nachdem der erste Campingplatz bereits überfüllt war, bekamen wir auf dem nächsten einen kleinen Flecken in einer hintersten Ecke zugewiesen. Ich kann nur jedem, der günstig Campingurlaub machen will empfehlen, nicht im Sommer an der Küste zu campen. 40€ zahlen wir beide für eine einzige Nacht mit einem winzigen Zelt und hier musste man sogar fürs Duschen extra zahlen. Das ist fast doppelt so viel, wie an der ruhigeren Ostküste bei Bari. Dazu bekommt man aber auch bis tief in die Nacht Animation in Form von lauter Musik und kreischenden Teenies, die hier ihren ersten Urlaubsromanzen begegnen. Wir sind nach der schönen Ruhe im beschaulichen Agriturismo erstmal etwas geplättet als wir in diese Urlaubswelt eintreten und nach der Dusche flüchteten wir erstmal in eine nahegelegene Pizzeria und bestellten uns eine Riesenpizza. An einem relativ ruhigen Strandabschnitt genoßen wir diese mal wieder extrem leckere Pizza und ließen den Tag ausklingen. Als wir wieder zurück zum Campingplatz kamen, war die Party bereits im vollen Gange und sollte noch einige Stunden dauern. Zum Glück waren wir so müde, dass wir trotzdem schlafen konnten, besonders nach diesem eindrucksvollen Tag.

Die Pizza war soo lecker.


Tag 9 (Fr, 10. Aug 12)

 

Sapri - Palinuro

 

43 km, 810 Hm

Nach den vielen Kilometern der letzten Tage stand heute eine kürzere Tour an. Wir wollten ja schließlich auch Urlaub machen. Also weg aus diesem Touristenort und rein in den nächsten. Nachdem wir ungefähr 10 km auf einer langweiligen Bundesstraße an der Küste zurückgelegt hatten, mussten wir noch einmal ein wenig klettern, da die Straße hier über eine kleine Bergkette führte. Steil war die Straße, bis zu 10% und führte zu dem kleinen Dorf San Giovanni a Piro auf etwa 500m Höhe. Hier war es wieder schön. Viele kleine verwinkelte Gassen, hübsche versteckte Plätze, schön dekorierte Blumenkübel und jede Menge Miezekatzen. Wir machten Pause auf den Treppenstufen einer kleinen Kirche und bekamen Besuch von einem kleinen Streuner, der sich über ein wenig Zuwendung freute.

Der tägliche Einkauf.

Wasser gibt es immer umsonst dazu.

Blick von San Giovanni a Piro Richtung Meer.

Unsere Mittagsbekanntschaft.

Nach der Pause ging es noch einige Kilometer auf und ab bis wir zur Abfahrt nach Marina de Camerota gelangten. Mit einem tollen Panorama auf die Berge und das Meer sausten wir die ganze Höhe wieder runter bis zum Meer, nur um dann wieder steil ein Stück bergauf zu fahren. Die Straße bis Palinuro führte nun entlang einer Steilküste mit immer wieder grandiosen Ausblicken. Kurz vor Palinuro gelangten wir an einen Badestrand und die Straße war mit Autos dermaßen überfüllt. Die Italiener nutzen wirklich jeden Quadratzentimeter.  Am Ende des Strandes fingen die Campingplätze an und wir suchten uns den letzten in der Reihe aus. Dieser machte einen deutlich angenehmeren Eindruck als der letzte und wir bekamen einen schönen Platz mit Blick aufs Meer.

Traumhafte Strecke oberhalb des Meeres mit Abfahrt nach Marina de Camerota.

Schnell bauten wir unser Zelt auf und danach ging es sofort zum Wasser. Das Meer war so schön erfrischend, obwohl das Wasser wirklich warm war. Stundenlang hätte ich im Wasser bleiben können. Den Rest des Tages nutzen wir zum Wäsche waschen, Sachen sortieren und faulenzen. Unsere neapolitanischen Nachbarn hatten anscheinend etwas Mitleid mit unserer spärlicher Ausrüstung. Die Italiener sind nämlich, was Camping angeht, richtig gut ausgerüstet mit Wohnwagen, Vorzelt, Fernseher, Kühlschrank und allem was man so braucht um komfortabel Urlaub zu machen. Kurzerhand liehen sie uns Tisch und Stühle aus, gefolgt von gegrilltem Fleisch, Brot, gefüllter Paprika und Wein und am Ende des Tages saßen wir zusammen vor ihrem Wohnwagen und versuchen uns zu unterhalten. Sie konnten nämlich kein Englisch und wir kaum Italienisch, aber trotzdem konnten wir uns irgendwie verständigen. Man kann wirklich sagen was man will, aber an Gastfreundschaft sind die Italiener absolut unschlagbar. Satt verabschiedeten wir uns am späten Abend und fielen müde ins Zelt. Wieder ein erlebnisreicher Tag.

Abends auf dem Campingplatz.


Tag 10 (Sa, 11. Aug 12)

 

Palinuro - Paestum

 

85 km, 1090 Hm

Der heutige Tag galt der Küstenstraße zwischen Palinuro und Paestum. Ein wenig spät kamen wir heute los, es fehlte wohl ein wenig Schlaf von gestern. Es war bereits halb 9, als wir uns auf den Weg machten, aber hier an der Küste war es deutlich erträglicher als im Landesinneren und wir konnten auch in der Mittagshitze gut fahren. Auf dem ersten Abschnitt zwischen Palinuro und Caprioli fuhren wir an einem ewig langen Strandabschnitt entlang, der schon am morgen voller Menschen war. Die ständig ankommenden Autos waren auf der Suche nach den letzten freien Parkplätzen und es war ganz schön hektisch um uns herum. Zum Glück wurde es hinter Caprioli dann deutlich ruhiger, dafür aber auch anstrengender. Hoch und runter ging es, mal 200 m rauf, dann wieder runter und das auf der gesamten Strecke. Vor Ascea kam ein Straßenabschnitt mit 18% Gefälle, an dessen Ende eine scharfe Rechtskurve wartete. Gut, das wir keinen schweren Wohnwagen dabei hatten, denn wer die Kurve verpasst hätte, wäre direkt den Steilhang runter ins Meer abgerauscht. Da hätte selbst ich Bammel hoch oder runter zu fahren. Meine Bremse verabschiedete sich allerdings auch immer mehr und sie produzierte wieder zahlreiche Späne beim Bremsen in der steilen Passage. Zum Glück hielt sie durch und wurde ein letztes Mal eingestellt. Ansonsten war die heutige Strecke zwar sehr schön aber auch sehr  unspektakulär. Nach diversen Pausen kamen wir am späten Nachmittag in Paestum an, einen Ort, in dem einst Griechen lebten, bis sie von den Römern vertrieben wurden. Die archäologische Stätte musste aber erstmal warten, denn die Suche nach einem Campingplatz hatte Vorrang.

Impressionen der Küstenstraße.

Nach dem wir dann wieder einen teuren Platz in Strandnähe gefunden hatten und das Zelt aufgebaut war, ging es aber erstmal ins Wasser zum abkühlen. Heute war das Meer nicht ganz so schön. Lebhafter Wind sorgte für relativ hohe Wellen und das Wasser war hier deutlich algenreicher. Aber zum Abkühlen reichte es. Während Torsten sich nach dem Baden etwas hinlegte, machte ich mich auf die Suche nach einer Pizzeria. Dabei fand ich auch zufällig die Ruinen von Paestum. Wir hätten nur an der letzten Kreuzung rechts fahren müssen, dann hätten wir sie heute schon gesehen. So in der untergehenden Sonne sahen sie schon toll aus, aber ich hielt mich nicht allzu lange dort auf, besorgte eine leckere Pizza und kalte Getränke und dann hätte der Abend gemütlich ausklingen können. Hätte! Den diese Nacht zählte zu den schlimmsten der gesamten Tour. Jede Menge junges Partyvolk wollte auf dem Campingplatz feiern und da Samstag Abend war, gab es eine extra lange laute Partynacht. An Schlaf war für mich nicht zu denken, unser Zelt war zu nah am geschehen. Um Mitternacht marschierte ich aus lauter Verzweifelung zum Strand, um dort einem Waldbrand zuzusehen, der wenige Kilometer weiter südlich direkt an der Küste wütete und anscheinend nicht gelöscht werden konnte. Hier war es angenehm kühl und die Musik war deutlich leiser. Um eins war die Party dann auch zu Ende und ich konnte endlich in den ersehnten Schlaf fallen. Wie schön waren doch diese ruhigen, stillen Plätze im Inland. Ich kann wirklich niemanden empfehlen an der italienischen Westküste Campingurlaub zu machen, wenn er Ruhe sucht.

Am Strand von Paestum.


Tag 11 (So, 12. Aug 12)

 

Paestum - Pompeji

 

88km, 1100 Hm

Nach einer zu kurzen Nacht, mussten wir erstmal ausschlafen. Bevor wir uns heute auf die lange Etappe nach Pompeji machten, besuchten wir zuerst das antike Paestum. Paestum ist eine antike Stätte die im 6. Jahrhundert vor Chr. von griechischen Völkern gegründet wurde. Oft wurde es umkämpft, Völker wechselten sich in der Herrschaft ab und vieles wurde gleich wieder zerstört. Auf wundersame Weise jedoch haben die griechischen Tempel die Jahrhunderte überdauert. Im Gegensatz zu Grumentum, sind die Ruinen sogar noch sehr gut erhalten und man fühlt sich auf einmal wie in einem anderen Land. Das Geld für den Eintritt sparten wir uns, den vom Zaun konnte man wunderbar die gut erhaltenen Tempel beobachten.

Paestum - Ein Ort mit den am besten erhaltenen griechischen Tempeln in Italien.

Nach ausreichender Fernbesichtigung und einem kurzen Besuch der Nippesgeschäfte machten wir uns auf den Weg nach Norden. Der heutige Verlauf der Strecke teilte sich einen sehr langweiligen, unschönen und einen anstrengenden aber schönen Abschnitt. Paestum lag am südlichen Rand einer etwa 40 km breiten Flussebene, die sich bis Salerno kurz vor der Amalfiküste erstreckt. Die Straße war die unspektakulärste unsere gesamten Tour. Konditionell gesehen war die Straße extrem einfach, aber die Eintönigkeit der überwiegend geradeaus verlaufenden Straße, gepaart mit einem relativ hohen Verkehrsaufkommen und wenig Aussicht auf schöne Dinge strengten uns ein wenig an. Nicht mal das Meer war sichtbar, da Häuser und schmale Waldstreifen den Blick versperrten. Zweieinhalb Stunden später erreichten wir kurz vor Ende dieser quälenden Straße einen winzigen Strandabschnitt, der ausnahmsweise nicht überbevölkert war. Hier machten wir in einem winzigen Park unsere ersehnte Mittagspause und ich sprang nochmal kurz in das herrlich erfrischende Wasser.

Kurz vor der Amalfiküste.

Es sollte aber deutlich besser werden, denn hinter Salerno fing die Amalfi-Küste an, von der man im Vorfeld nur die schönsten Berichte gehört hatte. Anstatt direkt über Salerno nach Pompeji zu fahren, sind wir daher ein kurzes Stück die Amalfiküste Richtung Westen gefahren, um dann von Höhe des kleinen Fischerdorf Maiori die Sorrentische Halbinsel nach Norden zu queren. Der letzte Pass unserer Reise wartete auf uns. Auf knappe 600 m schlängelte sich die kleine kurvenreiche Straße empor. Der Verkehr war sehr übersichtlich aber diese (Sorry!) ätzenden jugendlichen Italiener auf ihren Motorrollern raubten mir den letzten Nerv. Bisher waren mir alle Italiener extrem sympatisch, aber ich kann es absolut nicht leiden, wenn mich Typen von der Seite anquatschen oder wenn man alle naselang angehupt wird. Vor allem wenn man sich gerade auf einen Berg hochquält. Und es gab kaum einen, der nicht in irgendeiner Form auf sich aufmerksam machte.

Salerno.

Auf der Küstenstraße Richung Maiori. Abgesehen vom Verkehr eine traumhafte Straße.

In Maiori war es uns jedoch zu touristisch.

Wieder ins abgeschiedene über den Sorrento.

Eindrucksvoller Blick auf den Vesuv und die Ebene, in der Pompeji ganz unromanstisch inmitten von dicht besiedelten Städten und Industrieanlagen liegt.

Auf dem Campingplatz "Spartacus", direkt neben dem Freilichtmuseum von Pompeji. Endlich wieder moderate Preise und keine Animation.


Tag 12 (Mo, 13. Aug 12)

 

Pompeji

 

Pompei war eine antike Stadt am Golf von Neapel, die im Jahr 79 n.Chr. beim Ausbruch des Vesuv mit Asche verschüttet wurde. Durch die Konservierung durch die Asche ist es eine der am besten erhaltenen antiken Ruinenstädte. Selbst die Körper der Menschen sind konserviert und können auf der riesigen Ausstellungsfläche betrachtet werden. Für Pompeji sollte man mindestens einen ganzen Tag einplanen. Die Stadt ist sehr imposant und beeindruckend. Es folgen Impressionen aus Pompeji.


Tag 14 - 17 (Di, 14. Aug - 17. Aug 12)

 

Rom

Die letzten Tage unseres Urlaubes verbrachten wir in der ewigen Stadt: Rom. Da die knapp 250 km bis Rom keine besonderen Highlights mehr boten und unsere Abreise auch langsam näher rückte, kürzten wir die Strecke von Pompeji bis Rom mit dem Zug ab. Keine 30 € zahlten wir beide zusammen inklusive Fahrrad. Nach einer kurzweiligen Fahrt erreichten wir am Nachmittag die ewige Stadt.

 

Die letzten drei Nächte verbrachten wir auf dem Campingplatz Village Roma etwa 10 km außerhalb des Zentrums. Etwas am Rande des lebhaften Campingplatzes bekamen wir ein höhergelegenes ruhiges Plätzchen mit eigener Campigkatze. Der Campingplatz war ein guter und  vor allem günstiger Ausgangspunkt für das Erkunden dieser großen, beeindruckenden Stadt. Statt dem Bus nahmen wir natürlich unsere Räder dafür, was ich auch jedem empfehlen würde. Die Sehenswürdigkeiten liegen doch schon einige Meter auseinander und zu Fuß wäre es sehr anstrengend. Der römische Verkehr war widererwartend sehr radfreundlich und da Rom ja bekanntlich auf sieben Hügeln erbaut wurde, kam auch der Trainingseffekt an unseren letzten Tagen nicht zu kurz. Auf Rom einzugehen, wäre ein eigenes, ausgedehntes Thema. Wir beschränken uns auf ein paar Impressionen der Stadt als Abschluss.

Unsere Campingkatze in Rom.

Rom hat wirklich viel zu bieten und viel viel mehr Bauwerke als man hier sehen kann. Man braucht definitiv mehrere Tage für diese aufregende Stadt. Wir können einen Besuch nur empfehlen. Nach vier schönen Tagen ging es dann zurück nach Weeze. Eine geschichts- und landschaftsreife Tour ging somit zu Ende. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0