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Harzrundweg

Meine diesjährige Kurztour führte mich auf den Harzrundweg. Auf einer Strecke von 310 km verläuft der Harzrundweg einmal um das nördlichste deutsche Mittelgebirge im  Länderdreieck Niedersachsen - Sachsen-Anhalt -Thüringen. 

 

Der Harzrundweg gehört zu den spannendsten Strecken, die ich bisher gefahren bin. Die Strecke verläuft überwiegend auf sehr reizvollen Landwirtschaftswegen, Waldwegen und  gering befahrenen Nebenstraßen. Sehr selten fährt man auf Radwegen entlang größerer Straßen. Vom Charakter ist der Weg durchweg hügelig, teils auch gebirgig. Der Belag variiert zwischen Schotter, Waldboden, befestigten Kieswegen und asphaltierten Straßen. Im nördlichen und östlichen Bereich (Hahausen bis Meisdorf) verläuft der Weg parallel zum Europaradweg R1 und der D-Netz Route 3. Ansonsten wird er durch das Zeichen einer Hexe angezeigt. Aber auf die Hexe verlassen darf man sich nicht!

Der Harzrundweg ist keine Strecke für Tourenanfänger oder Radler, die gemütlich auf gut ausgebauten und gut gekennzeichneten Wegen unterwegs sein möchten. Auch die vielen Höhenmeter geben der Strecke eher einen sportlichen Charakter, es sei denn man ist wie ich mit dem E-Bike unterwegs.

Die Schwierigkeit auf der Strecke ist die Beschilderung, die von ausgezeichnet bis lückenhaft alles zu bieten hat. Das wird besonders dann zum Problem, wenn man nach Karte fährt und mitten im Wald an einer Weggabelung keinen Hinweis für die richtige Richtung entdecken kann. Wer daher nicht nach GPS fahren will oder kann und auch dem, empfehle ich den Radwanderführer Harzrundweg vom kk-Verlag (7,50€). Hier ist der Weg im Maßstab 1:50 000 auf 23 Detailkarten sehr gut beschrieben. Auch auf Probleme mit der Beschilderng wird hingewiesen und entsprechend beschrieben wo man langfahren soll, allerdings nicht an jeder Stelle. Die mangelne Beschilderung macht das fahren rein nach Karte daher ein wenig umständlich, da man oft die Strecke abgleichen muss und ab und an muss man sich mit eigenen Navigationskünsten retten. Der Handyempfang ist nicht immer gut aber dafür gerade ausreichend.

Wer die Strecke in mehreren Etappen fahren möchte, sollte auf die Infrastruktur achten. Die Anzahl an Zimmern und besonders an Campingplätzen ist teilweise sehr überschaubar. Zum Beispiel gibt es zwischen Thale und Neustadt keinen einzigen Campingplatz, was die Etappe sehr lang werden lassen kann. Ich habe deswegen die Strecke in diesem Bereich abkürzen müssen. Auch Supermärkte und Gasthäuser trifft man besonders im südöstlichen Bereich direkt an der Strecke selten an. Am besten versorgt man sich dort gleich morgens beim ersten Supermarkt für den ganzen Tag.

Aber alles in allem macht diese Strecke wahnsinnig viel Spaß. Sie ist sehr abwechslungsreich, führt durch ganz viel Natur, oft abseits von der Zivilisation und ist teilweise im Streckenverlauf sehr abenteuerlich.  

Ich bin die Strecke in 4 Etappen mit Streckenlängen zwischen 65 und 100 km gefahren. Die Höhenmeter lagen bei 900 bis 1400 Hm pro Etappe.

Etappe 1: Goslar - Thale             65 km 1200 Hm

Etappe 2: Thale - Neustadt       100 km 1400 Hm

Etappe 3: Neustadt - Osterode   75 km 1000 Hm

Etappe 4: Osterode - Goslar       65 km   900 Hm

 

Unten gibt es einen Link zu meinem GPsies Account. Dort findet man meine gefahrene Route inkl. Campingplatzanfahrten (siehe Abbildung) und die Original Harzrunde, die ich entsprechend des Harzradwegführeres korrigiert habe. 


Es folgen nun Impressionen des Harzrundweges:

Streckenführung auf der ersten Etappe von Goslar nach Thale. Bereits nach wenigen Kilometern vom Start am Bahnhof Goslar ist man im grünen abseits der großen Zivilisation. Das kostet zu Beginn einen Anstieg von etwa 150 Hm. Die weiteren Anstiege auf dieser Tour liegen bei maximal 200 Hm am Stück, meist deutlich weniger.

Typsich für den nördlichen Bereich der Strecke (Goslar bis Ballenstedt) sind die Weitblicke in das Harzer Vorland.

In Wernigerode lohnt sich ein Abstecher in die schöne Fachwerkaltstadt und die Auffahrt zum Schloss Wernigerode. Von hier oben kann man auch einen Blick auf den Brocken werfen. 

Der Boden in Sachsen-Anhalt muss sehr gut sein. So eine große Mohnblüte habe ich noch nie gesehen.

Ein weiterer Abstecher etwas Abseits der Route ist die Teufelsmauer. Felsen aus hartem Sandstein, die auf einer Strecke von 20 km zwischen Blankenburg und Ballenstedt als Felsrippe, Felsmauer oder einzelne Felsen immer wieder aus der Erde ragen. Hier der "Großvater" bei Blankenburg, der relativ dicht am Harzrundweg liegt.

Auch verfallene und verlassene Häuser gehören zum Bild des Harzrundweges. Obwohl sich in den neuen Bundesländern nach nun fast 30 Jahren sehr viel getan hat, so sieht man heute noch Häuser, die kurz vor dem Verfall stehen. 

Immer wieder passsiert man kleine Dörfer und Kleinstädte. 


Streckenführung auf der zweiten Etappe von Thale nach Neustadt. Auch hier sehr gut zu sehen, dass die Harzrunde überwiegend im grünen verläuft, manchmal auch auf sehr schottrigen Feldwegen. Im südlichen Teil kann man entlang des Weges viele Rotmilane beobachten. Auch ist die Anzahl an Singvögeln hier deutlich höher, als bei uns im Norden. Leider fehlte mir Zeit und Geduld sie zu fotografieren.

Geradeaus oder links? Das ist oft die Frage auf dem Harzrundweg. Die Beschilderung reicht von ausgezeichnet bis mangelhaft. Abseits aller Straßen und Schilder kann das zum Problem werden. 

Der Frühsommer ist eine besonders schöne Jahreszeit für die Tour. Das Korn ist noch frisch leuchtendgrün, der Mohn blüht, die ersten Kirschen sind gerade reif und die Landschaft ist sehr sehr schön. Wenn dazu das Wetter, wie in diesem unglaublich warmen Mai und Juni, noch so beständig warm ist, macht das radeln richtig Spaß.

Der Südharz ist geprägt durch eine Karstlandschaft, die sich auf einer Länge von 100 km erstreckt. Das Gebiet ist geprägt von Gipsablagerungen, die sehr wasserlöslich sind. Im Laufe der Zeit haben sich viele geologische Erscheinungen durch das Auflösen des Gipses entwickelt. Höhlen, Erdfälle, Dolinen, Karstquellen und andere Erscheinungen prägen die Landschaft. In einigen Steinbrüchen wird der Gips heute noch abgebaut. Die Kelle (Bild links)  liegt direkt am Weg und zeigt deutlich die Wirkung des aufgelösten Gipses.

Jugenderinnerungen im Waldbad Neustadt (direkt neben dem Campingplatz). Himbeerlimo erinnert mich an die Besuche der Großmutter in Ostberlin. Nur dort gab es die bunte Limonade. Die Umkleide in einer alten Baracke hat dazu noch diesen unverwechselbaren Geruch des Ostens. Für mich eine kleine Zeitreise in vergangene Zeiten. 


Impressionen des Weges der dritten Etappe von Neustadt nach Osterrode. Die Strecke ist weiterhin sehr hügelig und schön zu fahren. 

Kloster Walkenried, ein ehemaliges Zisterzienserkloster. Heute ein Museum. ein Abstecher lohnt sich auf jeden Fall. Es liegt fast direkt an der Strecke.

Zwischen Ellrich und Walkenried erreicht man wieder den Niedersächsischen Teil der Strecke.

Am schönsten war die Strecke zwischen 'Bad Sachsa und Bad Lauterberg, die richtigen Berg- und Waldcharakter hatte. Hier erreichte man die höchste Höhe auf der gesamten Strecke, allerdings ohne Talblick.

Abstecher zum Zeltplatz Eulenburg in Osterode.


Impressionen der vierten Etappe von Osterode nach Goslar. Die Landschaft wurde wieder etwas weitläufiger. Aber trotz erhöhter Zivilisation bleibt die Strecke immer weit abseits im grünen. Als erstes ein Paradebeispiel für eine ordentliche Wegweisung.

Vor Seesen gibt es nochmal eine schöne Waldetappe mit einiger Steigung. Hier ist wieder eine Stelle, bei der im Wald die Hexe an einer Abbiegung fehlt. Hat mich nochmals einige extra Höhenmeter gekostet. 

Kurz vor Goslar wird wieder der deutliche Übergang zwischen Harz und dem nördlichen Harzvorland sichtbar. Der Südharz ist deutlich welliger ohne klare Kante.

Kurz vor Ende noch ein kleiner Abstecher zum Granestausee.  

Nach 310 km habe ich wieder Goslar erreicht. Eine sehr schöne Tour. Jederzeit wieder und auf jeden Fall zu empfehlen.

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