Das Ziel unserer diesjährigen Radreise schwirrte schon lange durch meinen Kopf: der Rennsteig. Ein uralter Handelspfad auf dem Kamm des Thüringer Waldes, immer im grünen, viel im Wald und mit hoffentlich schönen Aussichten zwischendurch. Um es vorweg zu nehmen: Wir waren nicht auf dem Rennsteig unterwegs, denn kurz vor Reisebeginn fiel mir ein, dass wir eine Woche nach Urlaubsbeginn in München sein müssen. Mit viel Glück hatten wir noch Karten für das Rammstein Open Air Konzert in München ergattert und nun hatte ich den Termin verpeilt. Aber kein Problem, es war ja nur der Startort am südlichen Ende des Rennsteiges gebucht. Von dort konnte man auch genausogut in die andere Richtung fahren. Ich glaube, diese Wahl war auch die bessere, den die von mir schnell rausgesuchte Strecke war landschaftlich, technisch und vom Wetter zu dem Zeitpunkt die bessere Option.
Diese Geschichte beschreibt den Radweg von Blankenstein an der Thüringischen-Bayrischen Grenze bis München entlang von diversen Flußradwegen: Saaleradweg, Fichtelnaabradweg, Waldnaab- und Naabradweg, Donauradweg, Abensradweg und Isarradweg. Wir starten in Oberfranken und nehmen auf dem Weg noch die Oberpfalz, Nieder- und Oberbayern mit. Jede Region mit eigenem Charakter, unterschiedlichen Menschen und wechselnden Landschaften. Wer selber mal plant, einen dieser Wege zu bereisen, kann an dieser Stelle einen kleinen Einblick bekommen. Viel Spaß beim lesen.
Streckenverlauf und Höhendiagramm unser Tour. Nachdem Saale- und Fichtelnnabquelle als höchste Erhebungen erreicht werden, geht es nahezu durchgehend bergab bis zur Donau mit Regensburg als tiefsten Punkt. Danach wieder berghoch bis zur Isar.
https://www.gpsies.com/map.do?fileId=tckddmmvsxdzzqfe
Samstag, 1.Juni 2019
Anreise
Wir erreichten am frühen Abend mit dem Zug (natürlich mit Verspätung) Blankenstein. Der mit etwa 700 Einwohnern kleine romantische Ort im thüringischen Teil des Frankenwaldes ist für die meisten Menschen eher unbekannt, aber jeder der mal auf dem Rennsteig unterwegs war, kennt ihn als Ziel bzw. Start desselbigen. Steil zieht dich der kleine Ort vom Bahnhof den Hang empor. Es gibt hier nur zwei Richtungen: "hinauf oder hinunter", wie unser freundlicher Pensionswirt erzählte, nachdem wir uns die paar sehr steilen Meter zu seinem Haus oberhalb des Bahnhofs quälten. Am unteren Ende des Ortes fließt die Selbitz in die Saale, die sich beide tief in das vulkanischen Gestein eingegraben haben und für die steilen Hänge verantwortlich sind.
Nachdem wir nach der langen Fahrt unsere Taschen in das Zimmer der kleinen gebuchten Privatpension gebracht hatten, lud uns unser Wirt zum Bier in seine Garage ein. Man trinkt hier Saalfelder. Die Garage mit alter DDR Flagge und Pin-Up Girls an der Wand machte einen geschichtsträchtigen Eindruck: Alte Werkzeuge, Bilder und jede Menge Krimskrams lagen hier herum. "In dieser Garage ist schon so manch wichtige politische Entscheidung getroffen worden", erzählte er uns stolz. Und seine Pension sei berühmt auf dem ganzen Rennsteig und alle kommen immer wieder gerne, auch um das gute Frühstück seiner Frau genießen zu können. Darüber sollten wir uns am nächsten Morgen selbst ein Bild machen. Aber bis dahin saßen wir in der gemütlichen Garage auf staubigen Sofas und freuten uns über die herzliche Gastfreundlichkeit, die wir hier erlebten dürfen. Wovon den die Menschen hier in dieser abgelegenen Region leben, fragten wir? Ob es überwiegend der Tourismus ist? "Ja, der auch", gab er zurück, aber die meisten Menschen arbeiten unten in der großen Zellstofffabrik. Die Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal ist eine der modernsten Kraftzellstofffabriken mit knapp 400 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von knapp 230 Mio. Wer da nicht arbeitet verdient etwas mit Tourismus oder pendelt rüber nach Bayern. Arbeitslosigkeit scheint hier kein großes Thema zu sein. Und nebenbei liefert die Zellstofffabrik auch Energie für ca. 50.000 Haushalte pro Jahr, den eines ist unserem Wirt ganz wichtig: das hier keine Windräder gebaut werden. "Die seien hässlich, die brauche hier keiner". Für uns sind sie mittlerweile normal, aber wir haben ja auch mehr Wind. Aber nun schwand so langsam unsere Energie. Gegessen hatten wir schon in Saalfeld, als wir auf unseren Zug warten mussten und so verabschieden wir uns aus der kleinen abgeschiedenen Welt der Garagenpolitik in diesem kleinen abgelegenen hübschen Örtchen im Frankenwald.
Warten in Saalfeld auf den Zug nach Blankenstein, der nur alle 2 Stunden fährt.
Sonntag, 02. Juni 2019
Blankenstein - Zell (am Fichtelgebirge)
63 km, 1000 Hm
Nach einer ruhigen Nacht erwarteten wir am nächsten Morgen das berühmte Frühstück am Rennsteig und wurden mit einem sehr reichhaltig und liebevoll gedeckten Frühstückstisch überrascht. Frische Blumen, frisches Obst, Brötchen, Joghurt und alles, was man morgens gerne mag, standen uns zur Verfügung. Und anstatt Nutella gab es Nudossi. Schmeckt ja auch mindestens genauso gut. Der Wirt hatte uns gestern also nicht zu viel versprochen, das Frühstück war reichhaltig und sehr lecker. Frisch gestärkt konnten wir die urige Pension am Hang verlassen und uns auf den Weg durch ein unbekanntes Ostbayern machen.
Unser Reiseplan für die Woche sah vor die Saale bis zur Quelle hochzuradeln, dann über das Fichtelgebirge zu fahren, welches Quellort dreier großer Flüsse ist: dem Main, der Eger und der Fichtelnaab. Während der Main nach Westen abfließt und die Eger Richtung Tschechien fließt, wollen wir entlang der Fichtelnaab nach Süden radeln. Nach etwa 50 km mündet die Fichtelnaab in die Waldnaab und nachdem auch die Haidennaab zugeflossen ist, wird der Fluss zur Naab. Diese mündet nach etwa 100 km bei Regensburg in die Donau, die wir ein kurzes Stück entlangradeln bzw. ein Stück Schiff fahren werden, bis wir entlang des kleinen Flüsschen Abens unterhalb von Kelheim bis Freising zur Isar fahren, um von dort entlang der Isar die letzen 30 km bis München zu radeln. So der Plan.
Nun standen wir an der kleinen Brücke über die Selbitz, die hier in die Saale fließt. Hier am offiziellen Start bzw. Ende des Rennsteigs begann unsere Tour. Aber bevor wir uns ernsthaft auf den Weg nach München machten, begannen wir mit einer kleinen Aufwärmrunde hoch auf den Wiedeturm, der direkt südlich des Ortes, aber schon auf bayrischen Boden lag. 100 Höhenmeter kostete der Weg durch den Wald den Berg hinauf. Aber die Mühe wurde mit einem schönen Ausblick auf den Frankenwald, das thüringische Schiefergebirge und den Rennsteig belohnt. Und natürlich auf die Zellstofffabrik, den dieser Turm wurde 1903 von Anton Wiede erbaut, dem Besitzer der bereits 1882 gegründeten Firma. Den Turm ließ er zur Bewunderung seiner Firma und des Umlandes bauen und auch wir erfreuten uns an diesem lohnenswerten Ausblick über diese schöne Gegend.
Nun ging es aber wirklich los und das recht sportlich. Hoch und runter verlief der Saaleradweg, der nicht am Fluss, sondern über das hügelige Umland führte. Erst nach ca. 20 km ab Saalenstein kamen wir wieder näher an die Saale und der Weg wurde etwas leichter. Bis Hof gab es dann keine nennenswerten Steigungen mehr. Bis heute wusste ich gar nicht, dass Hof an der Saale liegt und ich dachte immer Hof wäre viel größer, aber wir fanden eine beschauliche ruhige Stadt vor. Viel grün, viel Wasser und wenige Menschen sahen wir. Die Innenstadt wirkte auf den ersten Blick etwas fad und leblos. Ich vermisste eine historische Altstadt und Gastronomie. Für einen Sonntag war es erstaunlich leer hier, dabei waren wir doch nicht in Delmenhorst unterwegs. Auf dem Weg durch die Fußgängerzone fanden wir ein einziges offenes Restaurant. Ein Italiener in einer kleinen Seitenstraße hatte geöffnet und wir freuten uns über Spaghetti und kühles Radler. Mit neuer Energie konnten wir nun weiterradeln. Immer der Saale entlang Richtung Fichtelgebirge. Der Weg ging nun fast durchweg an der Saale entlang. Wir hatten dann das kleine Problem, dass der einzige Campingplatz und die Saalequelle, die wir erreichen wollten, an den Hängen des vor uns liegenden Waldsteingebirges lagen. Der Begriff Gebirge ist vielleicht etwas hoch gegriffen, handelt es sich beim Waldsteingebirge lediglich um einen Höhenzug, der etwa 250 Höhenmeter über dem Gelände liegt. Allerdings lag der Campingplatz auf der Südseite, während die Saalequelle auf der Nordseite des Gebirges lag. Zu viele Höhenmeter wollten wir an unserem ersten Tag nun nicht mehr machen und nach einem kurzen Blick in die Karte fiel mir ein Segelflugplatz auf, der nur wenige Kilometer von der Quelle entfernt lag. Und da heute Sonntag war, war die Wahrscheinlichkeit dort Segeflieger anzutreffen recht groß. Zumal das Wetter heute zum fliegen grandios war. Blauer Himmel, weiße Cumulanten, wenig Wind. Beste Voraussetzungen sich die Welt von oben anzusehen. Und wir hatten Glück. Als wir am Nachmittag den Platz erreichten, der hinter dem Ort an einem abfallenden Hang lag, startete gerade der Schulungsdoppelsitzer. Drei Männer mit Sonnenbrillen und Thermikhüten saßen unter einem Sonnenschirm am aufgebauten Start. Der amtierende Fluglehrer war gerade in Funkkontakt mit seinem eben gestarteten Schüler. Wir erfuhren das sein zweiter Schüler sich gerade in über 2000 m über dem Fichtelgebirge befand. Oh, welch neidvoller Blick von meiner Seite. Da könnte ich es jetzt auch gut aushalten. Aber wir wären auch froh von den Fliegern obdach zu erhalten. Da ich damals bei meiner Venedig-Bremen Tour auch schon so nett von den Segelfliegern aufgenommen wurde, war ich mir sicher. es hier genauso einfach zu haben und so war es dann auch. Natürlich durften wir für die Nacht unser Zelt auf dem Platz aufstellen. Wir hatten sogar die Wahl zwischen dem offiziellen Campingplatz weiter unten oder direkt vor dem Vereinsheim. Wir blieben lieber oben am Heim, aber bevor wir unser Zelt aufbauten, saßen wir alle zusammen am Start und unterhielten uns über das Flugwetter, unsere Reise und über die lokalen Begebenheiten: "Nein, wir sind nicht in Bayern, wir sind in Oberfranken". Und obwohl der gemeine Oberfranke dem Norddeutschen ähnllich eher zurückhaltend und wortkarg ist, half uns die besondere Situation, das Segelflieger untereinander immer schnell miteinander warm werden. Gegen halb 6 landet der letzte Pilot und die ersten Kameraden waren schon längst beim ersten Bier. Zu unserem noch größerem Glück hatte die Frau des Fluglehrers Abendessen mitgebracht. Und noch während wir unser Zelt aufbauten und duschten, wurde bereits der Grill angeschmissen. Das war so lecker. Es gab verschiedene Fleischvariationen, Backkartoffeln, Salate, Knoblauchbrot und kaltes Bier. Toll war es hier und spät am Abend als der letzte nach Hause fuhr, versprachen wir gut in der Nacht auf den Platz aufzupassen. Nach einem fulminanten Sonnenuntergang verkrochen wir uns in unser Zelt und erlebten eine unglaublich stille Nacht. Torsten, der nachts aus dem Zelt musste, erlebte einen Sternenhimmel dergleichen. Es gab hier nichts und somit auch keine störende Lichtverschmutzung. Es ist immer wieder schön bei den Segelfliegern.
Blankenstein ist Beginn oder Ende des Rennsteiges, eines berühmten Höhenwanderweges auf dem Kamm des Thüringer Waldes. Wir wandern aber nicht auf dem Rennsteig, sondern radeln Richtung Süden mit erstem Ziel Saalequelle.
Blick vom Wiedeturm südlich von Blankenstein auf den Ort und die Zellstofffabrik.
Der Wiedeturm, erbaut vom Besitzer der Papierfabrik.
Noch trennt die Saale Thüringen von Bayern. Bald verlässt sie die Grenze und verläuft immer schmaler werdend bis zum Waldsteingebirge, ihrem Quellort.
Immer dabei auf jeder Radreise. Fahrradtaugliche Karten im Massstab 1:75000. Unersetzlich.
Kurz vor Hof wird das Gelände deutlich flacher und der Weg führt durch Wälder und Felder entlang des Flusses.
Hof war nicht so spektakulär wie gedacht, aber die evangelische St. Michaeliskirche war hübsch. Oberfranken ist untypisch bayrisch eher protestantisch geprägt.
Weiter entlang durch wellige Landschaft bei schönstem Wetter.
Schwarzenbach an der Saale, eine gemütliche Kleinstadt zwischen Hof und dem Fichtelgebirge.
Die Förmitztalsperre (nicht direkt am Saaleradweg). Der See lädt zum segeln und baden ein. Im Völkenreuther Wirtshaus an der Südostecke gibt es leckeren Kuchen und Bier.
Der Höhenzug des Weißensteingebirges. Der Campingplatz liegt auf der gegenüberliegenden Seite, die Saalequelle und der kleine Segelflugplatz auf dieser Seite.
Der Segelflugplatz Zell-Haidberg mit der Luftsportgruppe Münchberg ist hier beheimatet. Wir durften hier unser Zelt aufschlagen und sind sogar zum Grillen eingeladen worden. Der Sonnenuntergang auf dem mittlerweile einsamen Flugplatz war schön.
Montag, 03. Juni 2019
Zell (am Fichtelgebirge) - Pleisdorf (Schweinemühle)
68 km, 1050 Hm
Den nächsten Morgen hatten wir gleich mal verschlafen. Es war bereits weit nach 8 und die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Wir packten in aller Ruhe alles zusammen und hatten nun auch genug Energie, um die Saalequelle in Angriff zu nehmen. Zuvor noch ein kurzer Halt beim kleinen Krämer in Zell, der uns mit Kuchen und Getränken versorgte. Nach kurzem Frühstück neben der Zeller Kirche ging es bergauf. Die Quelle lag auf etwa 700 m Höhe am Südhang des Waldsteingebirges. Von der Straße führte kurz hinter Zell ein Radweg den Berg hinauf. Der Weg wurde immer steiler und nach einer Weile führte ein kleiner Abzweig zur Saalequelle ab. Etwa 2 km hinter Zell lag die Saalequelle mitten im Wald. Sie war nur ein kleines Rinnsal, welches aus einem Loch in einem Stein plätscherte. Kalt und frisch war das Wasser und wunderbar ruhig war es hier im Wald. Wir machten eine kurze Pause, ein paar Fotos und nahmen dann den restlichen Anstieg in Angriff. Man konnte entweder das Stück wieder zurück zum Radweg fahren oder den schmalen Fußweg etwa 200 m Meter weiter nach oben schieben, um dann am nächsten wieder fahrbaren Weg zu sein. Wir entschieden uns für das schieben und dank Schiebehilfe, hatte ich auch meinen schweren Esel schnell hochgeschoben. Von dort ging wieder ein deutlich flacherer Weg zum ursprünglichen Radweg und wir konnten recht mühelos das Waldsteingebirge überqueren. Auf der anderen Seite kam jedoch die nächste Hürde in den Blick, das Fichtelgebirge. Unser nächster Fluss sollte die Fichtelnnab sein, und die entsprang auf der Südseite des vor uns liegenden Fichtelgebirges. Dazu mussten wir den Ochsenkopf überqueren. Mit 1024 m über NN ist er der zweithöchste Berg im Fichtelgebirge.
Auf dem Weg nach Bischofsgrün am Nordrand des Berges überquerten wir zuvor noch die Schneebergstraße, ein kleiner Pass mit etwa 800 m über NN, bevor es wieder 100 m runterging bis Bischofsgrün. Nach einer kalten Cola und einer Schwarzwälder Kirschtorte zum Mittag legten wir die restlichen Höhenmeter über die Untere und Obere Ringstraße am Ochsenkopf problemlos zurück. Wir ließen den eigentlichen Gipfel jedoch rechts liegen und erreichten auf 865 m über NN am Südosthang des Berges die Quelle der Fichtelnaab. Von hier bis zur Donau würde es nun tendenziell nur noch bergab gehen.
Die Fichtelnaab ist ein 42 km langer Quellfluss, der bei Windischeschenbach mit der Tirschenreuther Waldnaab zusammenfliesst und zur Waldnaab wird. Nachdem irgendwann noch die Haidennaab dazustößt, wird der Fluss zur Naab, bis er kurz vor Regensburg in die Donau fließt. Der Fichtelnaabradweg hat uns richtig gut gefallen. Er ist durchweg sehr gut ausgeschildert und verläuft fast immer leicht bergab durch das wunderschöne Gebiet des südlichen Fichtelgebirges und des Steinwalds in der Oberpfalz. Der Radweg verläuft fast durchweg auf festen Waldwegen oder asphaltierten Radwegen abseits vom Verkehr. Selbst größere Ortschaften werden auf alten Bahntrassen folgend umfahren. Der Weg führt meistens mitten durch den Wald oder entlang blühender Wiesen und Felder. Hinter dem Fichtelgebirge fährt man auch oft direkt an Fluss entlang.
(Siehe auch
: https://www.youtube.com/watch?v=8UHM15evtw4).
Von der Quelle sausten wir zunächst schnell durch den Wald runter nach Fichtelberg. Hier könnte man auch dem Fichtelsee einen Besuch abstatten oder den hiesigen Campingplatz aufsuchen. Wir fuhren jedoch weiter entlang in Richung Südosten. In Neusorg fuhren wir einen kleinen Getränkemarkt an, um unsere Getränke aufzufüllen. Bei einem netten Plausch mit den beiden Marktmitarbeitern, stellen wir fest, dass wir gerade die Grenze zur Oberpfalz überquert hatten. Die Oberpfalz gehört ebenfalls nicht zu Bayern, sagte der schlaksige Mitarbeiter im hellen Hemd. Und Hof? "Hof ist eine Enklave und sollte eher zu Thüringen gehören". Die Stadt schien hier nicht besonders beliebt zu sein. Aber die Sprache näherte sich langsam dem bayrischen an. War der Oberfränkische Dialekt noch recht gut zu verstehen, wird es hier in der Oberpfalz schon schwieriger. Als der zweite Mitarbeiter anfing zu reden, verstanden wir nur noch die Hälfte. Aber mit fragenden Blicken bekamen wir auf alles eine Übersetzung ins Hochdeutsche. Wir stellten dabei fest, dass die Oberpfälzer ebenfalls ein nettes, offenes Völkchen sind. Seit wir gestern in Thüringen gestartet sind, hatten wir mehrfach nette Menschen getroffen.
Nach dem Plausch machten wir uns weiter auf den Weg. Unser heutiges Ziel war ein Bauernhof mit dazugehörigen Campingpatz: die Schweinemühle kurz vor Windischeschenbach. Bevor wir den Campingplatz jedoch erreichten passierten wir noch die kontinentale Tiefbohrung vor Windischeschenbach. Mit über 9100 m die größte Tiefenbohrung Deutschlands und eine der tiefsten Bohrungen weltweit. Man sieht eigentlich nur einen 83m hohen Turm und ahnt nicht, dass die Erdkruste an dieser Stelle soweit durchstoßen werden konnte. Besucher können sich vor Ort über die Bohrung informieren oder eine 30 minütige Führung mitmachen. Uns trieb jedoch der Hunger und daher ließen wir den Bohrturm rechts liegen und erreichten kurz danach den Campingplatz. Der Campingplatz ist nicht nur ein Bauernhof, sondern auch eine Zoiglwirtschaft. Zoigl ist ein regionales Bier, welches nur aus dieser Gegend kommt. Früher haben die Menschen hier ihr eigenes Bier gebraut und heute noch gehören zu den alten Häusern Brau- und/oder Schankrecht dazu. Aber an diesem Abend gab es weder frisches Zoiglbier noch was zu essen. Es war Montag und überall Ruhetag. Und wir hatten Hunger. Das Problem in dieser Gegend war, das sie zwar wunderschön, idyllisch und naturbelassen war, aber dafür gab es auch kaum Einkaufs- oder Einkehrmöglichkeiten. Wir waren mitten im nix, hatten mittags nur Kuchen gehabt, zwischendurch nichts eingekauft und nun fürchterlichen Hunger. Aber wir waren in der netten Oberpfalz und die Frau an der Rezeption schmierte uns eigenhändig die letzten Aufbackbrötchen mit frischem Leberkäse und Streichwurst aus der hofeigenen Metzgerei. Dazu fand sie noch ein paar Flaschen gekauftes Zoiglbier, welches nicht mit dem selbstgebrautem Bier mithalten soll, aber das war uns egal. Es schmeckte so lecker und nachdem jeder 3 Brötchen verschlungen hatte, war der größte Hunger vorbei und wir konnten unser Zelt aufbauen. Am Abend besuchten wir noch die Tiere des Hofes, welche da waren: Schweine, ein Esel, einige Ziegen, Hühner und drei lustige Alpakas. Der Ziegenbock hatte es irgendwie geschafft, aus dem Gatter abzuhauen und machte dann den Fehler, ins Gehege der Alpakas zu klettern. Das war ein Trubel, denn die Alpakadamen waren völlig verstört und der Hengst ziemlich böse mit dem armen Ziegenbock. Der sah zu das er das Weite fand. Nach dieser tierischen Einlage war unser Tag dann auch zu Ende. Ein Gewitter zog auf, aber außer einer mächtigen Boenwälze, blieb es trocken. Zeit ins Zelt zu verschwinden und den Tag zu beenden.
Aufbruch bei den Segelfliegern am Morgen.
Die Saalequelle auf 700 m üNN am Südhang des Weißensteingebirges.
Die Quelle ist für den geübten Fahrer gut zu erreichen.
Nach dem Weißensteingebirge folgt das Fichtelgebirge mit dem 1024 m hohen Ochsenkopf.
Anfang Juni ist das Getreide noch leuchtend grün.
Vor Bischofsgrün am Fuße des Ochsenkopfs muss noch der Schneebergpass überwunden werden.
Auf der oberen Ringstraße am Ochsenkopf. Auch hier lässt es sich gut radeln.
Die Fichtelnaabquelle auf 865m Höhe am Südosthang des Ochsenkopfes.
Von hier geht es fast nur noch bergab bis zur Donau.
Der Fichtelnaabradweg ist sehr gut ausgeschildert und verläuft fast ausschließlich auf ruhigen Feldwegen oder asphaltierten Bahntrassen.
Oder asphaltiert durch Felder und Wälder.
Kurz vor Windischeschenbach mit dem KTM Turm, der tiefsten Kernbohrung Europas.
Rückblick zum Fichtelgebirge.
Die Schweinemühle in Pleisdorf: Campingplatz, Restaurant, Zoiglwirtschaft, Bauernhof und Zimmervermietung in einem.
Statt frischen Bier nur abgefülltes Zoigl und leckere Wurstsemmeln. Das kann auch glücklich machen.
Die Tiere auf dem Bauernhof. Über die Schweinehaltung kann man streiten. Diese Schweine können wenigstens frische Luft atmen, den meisten anderen Schweinen geht es schlechter.
Direkt an der Fichtelnaab liegt der idyllische Campingplatz.
Dienstag, 04. Juni 2019
Pleisdorf (Schweinemühle) - Burglengenfeld
97 km, 590 Hm
Die Nacht war recht frisch, fast schon kalt, aber am Morgen strahlte die Sonne wieder klar vom Himmel. Heute wollten wir von Windischeschenbach entlang der Waldnaab bis Weiden in der Oberpfalz fahren und danach dem Naabtalradweg in Richtung Regensburg folgen.
Bereits nach wenigen Kilometern waren wir in Windischeschenbach, dem Ende des Fichtelnaabradweges. Hier bestellten wir in einer kleinen Bäckerei unser Frühstück. Während wir genüßlich bei Kakao und Kuchen saßen, diskutierten am Nachbartisch einige ältere Damen das aktuelle Weltgeschehen aus der Bildzeitung. Nach mehreren Tagen fern von TV und Zeitung waren wir nun also wieder informiert. So konnten wir weiter Richtung Waldnaabradweg fahren. Dafür mussten wir den Fluss verlassen und einen kurzen sehr steilen Anstieg hoch zum Örtchen Neuhaus fahren. Von dort ging es ein Stück durch die hügelige Landschaft der Oberpfalz. Die paar Höhenmeter bescherten uns neben der Anstrengung nun weite Blicke in die Landschaft, die wir gestern nicht hatten. Und es war immer noch sehr schön hier. Wir fuhren wieder viel auf sehr verkehrsarmen Wegen, vorbei an diversen Zoiglbrauereien und genossen Sonne und Landschaft. Heute war für den Mittagsstop Weiden in der Oberpfalz eingeplant. Die Stadt lag direkt an der Waldnaab und überraschte uns mehr als positiv. Während Hof vorgestern so leer und ausgestorben wirkte, war hier richtig was los. Die Innenstadt voller Restaurants, Eiscafés und Geschäften. Liebevoll hergerichtet und voller Menschen. Man fühlte sich bei dem warmen Wetter schon fast wie in einer französischen Mittelmeerstadt. Wir machten Halt im Zimmer No.2, einem kleinen alternativen Restaurant direkt vor dem alten Rathaus. Alster aus Dunkelbier und ein leckerer frischer Mango-Avocado-Körner-Feldsalatmix waren bei den heißen Temperaturen genau das richtige. Dabei unterhielten wir uns mit einem Rastamann am Nebentisch, der endlos lange Dreadlocks hatte und interessiert an uns, unseren Rädern und unserer Reise war. So war der Halt in Weiden sehr kurzweilig, informativ und mit dem Essen in bester Erinnerung.
Der Waldnaabradweg war im Gegensatz zum Fichtelnaabradweg nicht mehr ganz so gut ausgeschildert. Hinter Weiden verloren wir immer mal wieder die Orientierung, folgten falscher Beschilderung und nach einer Umleitung landeten wir dann auch prompt auf einem völlig falschen Radweg. Dank unseres Kartenmaterials und Google Maps fanden wir aber bald zurück auf den richtigen Radweg und fuhren weiter Richtung Süden. In Unterwildenau floss die Haidennaab mit der Waldnaab zusammen und wir waren nun auf dem Naabtalradweg. Der Weg war im Vergleich zum Fichtelnaabradweg nun nicht mehr ganz so schön. Immer wieder kreuzten wir die A 93 von Hof in die Holledau. Zeitweise ging der Radweg direkt neben der Autobahn entlang. Erst zwischen Schwandorf und Burglengenfeld wurde der Weg wieder etwas netter und verlief in einem immer breiter werden Tal. Wobei so schlimm war der Weg nun nicht, nur nach der Idylle vorher ein kleines bischen weniger schön.
Gegen 17 Uhr erreichten wir nach fast 100 km Fahrstrecke endlich den kleinen Campingplatz vor Burglengenfeld. Das reichte auch für heute, aber es es gab nur wenig Campingplätze hier an der Naab und wir hatten die Wahl zwischen 50 km oder 95 km Tagesstrecke. Bei dem flachen Relief waren die 50 einfach zu wenig. Eine freundliche ältere Dame zeigte uns ein Stück Wiese auf dem sonst nur von Dauercampern bewohnten kleinen Platz direkt am Fluss. Wir waren die einzigen Zeltgäste heute auf der Durchreise. Der Platz war sehr praktisch, den wir konnten unser Zelt direkt vor einem Gästebungalow aufstellen und den dortigen Stromanschluss und die Veranda nutzen. Das Problem des E-Bike Reisenden war somit gut gelöst. Nach einer frischen Dusche und etwas Entspannung fuhren wir etwa 2 km bis Burglengenfeld, eine kleine aber hübsche Stadt an der Naab. Beim Gasthof zu den drei Kronen ließen wir uns ein leckeres Spanferkel mit kaltem Radler servieren. Während Torsten noch ein Kokoseis zum Nachtisch nahm, erkundete ich noch schnell vor dem Sonneuntergang die Burg Lengenfeld, die direkt über dem Ort thronte. Die Burg war zwar nicht zu besichtigen, da in Privatbesitz, aber man konnte außerhalb der Burgmauern auf einem schmalen Pfad die Burg umrunden und hatte dabei einen schönen Blick auf die Stadt, die Burgziegen und den Sonnenuntergang. Nach der kurzen Fototour holte ich Torsten wieder ab und wir fuhren zurück zum Campingplatz und fielen wieder satt und müde auf die Luftmatrazen.
Idyllisch verläuft der Fichtelnaabradweg kurz vor Windischeschenbach.
Der umgestaltete Davidstern ist das Symbol der Zoiglwirtschaft. Ein Bier, welches es nur hier in der Region gibt. Wer hier ein Haus mit Brau- und/oder Schankrecht kauft, darf es selber brauen.
Frühstückspause in Windischeschenbach.
Neuhaus oberhalb von Windischeschenbach.
Und wieder satte grüne Wiesen, Hügel, schönes Wetter und wenig Zivilisation.
Weiden in der Oberpfalz. Die Altstadt ist schön herausgeputzt und wer gerne mal was anderes essen und trinken möchte, ist im Zimmer 2 neben dem Alten Rathaus gut bedient.
Einsamer Radfahrer in schöner Kulisse.
Kurz hinter Weiden fließt die Haidennaab zur Waldnaab. Ab hier heißt der Fluss nun Naab und fließt noch etwa 100 km bis zur Donau bei Regensburg.
Die Stadt Naaburg liegt etwas erhöht auf einem kleinen Bergrücken. Die historische Altstadt ist von einer alten Stadtmauer umgeben.
Und immer wieder kreuzen wir die Autobahn A93 und fahren teilweise direkt neben der Autobahn entlang.
Seenlandschaft südlich Schwarzenfeld.
Burglengenfeld. Kurz vorher auf dem Campingplatz Otto Pilz haben wir unser Quartier aufgebaut. Die Stadt ist eine kleine gemütliche Stadt mit historschen Stadtkern.
Über der Stadt thront die Höhenburg Burg Burglengenfeld. Eine der größten und besterhaltensten Burgen dieser Region.
Mittwoch, 05. Juni 2019
Burglengenfeld - Kelheim
77 km, 550 Hm
Und wieder strahlender Sonnenschein am morgen. Die gewitterbringenden Wolken die wir gestern immer im Rücken hatten, waren wieder verschwunden. Es war ein klein wenig kühler als die Tage zuvor, aber der Tag sollte wieder richtig schön werden.
Ganz beschaulich ging es auf dem Campingplatz zu. In aller Ruhe packten wir unsere Sachen zusammen, während die Dauercamper sich in den Sanitäranlagen für den Tag frisch machten. Nach einer guten Stunde war schon wieder alles verpackt und wir abreisebereit. Ein kurzer Plausch mit der Wirtin vor Abfahrt veriet uns warum wir gestern hier nichts zu Essen bekommen haben, war da doch ein großes Schild an der Hauswand, welches eine Fischgaststätte darstellen sollte. "Ja, früher war hier alles in Familienhand. Wir hatten den Campingplatz, Fremdenzimmer und die Fischgaststätte, aber mittlerweile ist keiner der Familie mehr über. Die Kinder haben andere Berufe, der Mann ist verstorben und zu alldem muss auch noch die Mutter gepflegt werden. Das ist einfach nicht mehr zu schaffen." Ja, aussterbende Betriebe beobachtet man auf Radreisen immer wieder. Schade eigentlich.
Etwas nachdenklich fuhren wir erstmal wieder nach Burglengenfeld, um dort zu frühstücken. In einem Cafe an der Hauptstraße war bereits am Vormittag schon richtig viel Betrieb. Fast alle Plätze vor dem Lokal waren besetzt und überwiegend Frauen hatten sich hier mit Familie oder Freunden zum Frühstück getroffen. Die Auswahl war riesengroß und das kurz darauf gelieferte Frühstück war phänomenal lecker. In aller Ruhe verputzten wir alles was wir serviert bekamen. Es war schon fast 12 als wir fertig waren. Nix wie los.
Das Naabtal wurde hinter Burglengenfeld wieder richtig schön. Es wurde wieder hügeliger und das Flusstal wieder enger. Alle paar Kilometer durchfuhr man kleine romantische Ortschaften. Verkehr und Hektik waren hier nicht zu finden. Kurz vor Kallmünz führte ein kleiner Weg den Hang hinauf. Das sollte doch eine perfekter Fotopoint werden. Mit dem E-Bike kein Problem ein Stück den Hang hinaufzuradeln. Auf halber Höhe eine tolle Aussicht auf das Naabtal und zur Krönung noch ein Paraglider, der gerade von der Hangkante über mir startete. Es gab zwar weder Thermik noch Hangwind, so dass der Pilot nur ein paar Schleifen bis zur Landung auf der Wiese an der Straße drehen konnte. Aber er bot für die kurze Zeit ein schönes Motiv. Nach dem kurzen Stop ging es weiter Richtung Regensburg. Mittlerweile war es wieder richtig heiß geworden. Hinter einem kleinen Örtchen hatte Torsten eine Flussbadestelle entdeckt. Super Idee. Wir machten dort eine kurze Rast, steckten die Füße in die kühlen Fluten und genossen das frische Wasser. Die Naab hat hier zum Glück keine große Strömung, so dass man sich halbwegs gefahrlos in die Fluten wagen konnte. Etwas abgekühlt ging es weiter Richtung Süden, vorbei am Kloster Pielenhofen, durch Felder und Wälder und an steilen Felshängen vorbei, bis die Naab nun plötzlich sehr breit wurde. Wir hatten das Ende der Naab erreicht. Wenige Kilometer vor Regensburg floss sie in die Donau. Und der Domstadt wollten auch wir einen kurzen Besuch abzustatten. So radelten wir auf der Donaunordseite die 5 km bis zur Innenstadt. Dort angekommen, erreichten wir nach überfahren der berühmten Steinernen Brücke die Altstadt. Puh, die Menschenmenge war überwältigend. Wenn man mehrere Tage in ruhiger, beschaulicher Umgebung unterwegs ist. dann konnte so eine Großstadt schon sehr erdrückend wirken. Die Altstadt war unglaublich voll, überall Touristen, viel zu viele Menschen. Lange hielten wir, bzw. ich es nicht aus. Nach einem schnellen Eis am Dom und dem Besuch eines Radhändlers für kleinere Reparaturen, machten wir uns schnell wieder auf den Weg. Nun fuhren wir auf der Südseite der Donau Richtung Kelheim. Hier wurde es dann schnell wieder ruhiger, allerdings merkte man schon, nun auf einem deutlich frequentierteren Radweg zu sein, Es waren nun deutlich mehr Reiseradler unterwegs. Auf dem Naabradweg sahen wir nur ganz selten mal Radreisende, aber wie soll die kleine unbekannte Naab auch gegen den großen Donauradweg ankommen? So ging es dann weiter entlang der Donau, vorbei an Bad Abbach Richtung Kelheim. Nach einer kurzen Radlerpause in der Brauerei Berghammer in Oberndorf, erreichten wir am Nachmittag den Campingplatz Kelheim - Herrnsaal. Der Campingplatz war Teil eines Bauernhofes, aber Tiere sahen wir hier keine. Dafür war hier wesentlich mehr los als auf allen Campingplätzen zuvor. Reiseradler aus Belgien, Deutschland, Australien, Kanada und wer weiß noch welchem Land trudelten nach und nach ein. Alle sahen schon sehr routiniert aus, die Kanadier z.B. waren schon seit zwei Monaten unterwegs und bereits von Holland den Rhein entlang bis Süden geradelt. Ihr aktuelles Ziel war das Schwarze Meer. Ja, die Ziele waren hier mitunter größer. Unser Ziel war jedoch erstmal ein Restaurant und so radelten wir einige Kilometer bis zum Jachthafen von Saal. Der dortige Italiener hatte laut Google Maps eine gute Bewertung und bei untergehender Sonne genoßen wir unsere Pizza, die fast so gut wie eine echte italienische Pizza schmeckte. Der restliche Abend auf dem Campigplatz war für Torsten eher unerfreulich. Auch wenn wir seit Tagen immer am Wasser unterwegs waren; erst hier tauchten am Abend gefräßige Mücken auf. Also schnell Zähne geputzt und ab ins Zelt. Mit unregelmäßigen Schnarchgeräuschen aus dem Zelt der Belgier, endete der Tag. Wir waren hier nicht mehr alleine.
Steinsandbänke in der Naab.
Auf dem Weg zum Frühstück in Burglengenfeld.
Die Burganlage am Morgen.
Das Naabtal wird langsam wieder enger.
Hier bei Kallmünz wird es wieder eng begrenzt von den Flanken der Hügel.
Rückblick Richtung Burglengenfeld.
Ein einsamer Gleitschirmflieger drehte seine Runden am Hang.
Historische Brücke über die Naab.
Flussbadestelle in Duddendorf.
Kloster Pielenhofen.
Immer eng wird das Naabtal.
Aber kurz vor der Donau wird die Naab richtig breit.
Über die Steinernde Brücke nach Regensburg. Die Stadt ist sehr schön, aber auch sehr voll.
Auf dem Donauradweg Richtung Kelheim kommen wir wieder am Naabzufluss vorbei.
Auch der Donauradweg lässt sich gut befahren. Hier ist es nur etwas voller.
Einer meiner Lieblingsorte: "Baddabach".
Auf dem Campingplatz / Bauernhof Kelheim - Herrnwiese war deutlich mehr los.
Donnerstag, 06. Juni 2019
Kelheim - Au in der Hallertau
66 km, 400 Hm
Heute gab es ein kleines Highlight auf unserer Reise. Nachdem wir die paar Kilometer bis Kelheim geradelt sind, um dort unser Frühstück zu besorgen, fuhren wir zum Hafen von Kelheim. Wir wollten ein Stück Donauradweg auf dem Wasser zurücklegen. Damit sparten wir uns zum einen einen kleinen Höhenzug, der zu überwinden gewesen wäre und wir konnten das Kloster Weltenburg besuchen, welches etwas abseits vom normalen Radweg lag. Für 10 Euro pro Person nehmen die Ausflugsschiffe, die alle halbe Stunde zum Kloster fahren, auch Fahrräder und Reiseradler mit. Hat den Vorteil, dass man nur auf einer Flussfahrt den Donaudurchbruch bzw. die Weltenburger Enge sehen kann. Dabei handelt es sich um die engste Stelle der gesamten Donau, bei der sich der Fluss in einer scharfen Kurve durch eine Enge mit 70 m hohen Kalkfelsen links und rechts windet.
Die Schiffe haben alle für ein paar Fahrräder Platz und wenn man früh genug kommt, sind die Schiffe auch noch nicht so voll. Man mag es kaum glauben, wie viele Menschen hier mit Bussen nach Kelheim gekarrt werden. Bereits heute an einem Wochentag außerhalb der Ferien standen schon morgens um 10 die ersten Busse vor dem Anleger. Das Schiff war nicht voll belegt, aber für die Uhrzeit war die Menge der Menschen schon beeindruckend. Sie alle wollten das Kloster Weltenburg besuchen. Ein eigentlich sehr schöner Komplex direkt am Fluss. Im Innenhof gibt es einen sehr großen Biergarten und die Möglichkeit die Kapelle anzusehen. Leider ist das ganze hier auf Massentourismus und Geld verdienen ausgelegt, so dass für uns keine wirkliche Klosterstimmung aufkam. Daher war unsere Option auch recht schnell von hier zu verschwinden. Das Bier schmeckt auch woanders gut. Und so ging es nach kurzer Zeit wieder beschaulich noch ein kurzes Stück an der Donau entlang, bis wir den Donauradweg Richtung Abensberg verließen. Der nächste Stop war Abensberg, eine kleine Stadt südlich von Kelheim. Die Attraktion dieser Stadt ist der Kuchlbauerturm. Der etwa 35 m hohe Turm auf dem Gelände der Brauerei Kuchlbauer wurde von Friedensreich Hundertwasser erdacht und geplant und wurde 2010 eröffnet. Das ganze Gelände ist im Hundertwasserstil gebaut und wer möchte, kann nach Bezahlung den Turm mit Ausstellung besteigen. Wir begnügten uns mit einem Radler in diesem auch für Massentourismus ausgelegten Biergarten. Zum Glück war der Betrieb zu dieser Zeit noch übersichtlich.
Die nun kommende Region die wir heute durchfahren werden ist die Hallertau, oder auf bayrisch: die Holledau. Die größte zusammenhängende Hopfenregion der Welt. Und schon vor Abensberg sahen wir die Spaliere, an denen sich im Laufe des Sommers der Hopfen entlangrankt. Unzählige Hopfenfelder durchfuhren wir auf dem gut ausgeschilderten Abensradweg. Die Gegend war wieder sehr ländlich und ruhig. Für hungrige Radler teilweise zu ruhig, den die wenigen Gaststätten, die wir sahen, waren zu oder die Küche war gerade geschlossen. An einem Spargelhof hielten wir an und kauften uns ein paar Erdbeeren. Und für den Rest des Tages versorgten wir uns mal wieder mit Bier, bzw. Radler. Davon gab es hier nämlich genug.
Unser Tagesziel war diesmal ein Hotel, den Campingplätze gab es hier nirgendwo. Am Abend vorher hatten wir ein Hotel kurz hinter Au in der Hallertau rausgesucht, welches einen bezahlbaren Preis hatte. Für das Hotel mussten wir zwar den offiziellen Abensradweg verlassen, aber lustigerweise lag dieses Hotel direkt am Fluss Abens. Warum der Abensradweg so einen großen Schlenker macht, konnten wir uns nicht erklären. Jedenfalls war dieses Hotel ein wirklich schmuckes Örtchen, und das Zimmer war ein ganzes Apaprtement mit allem drum und dran. Nur Essen gab es nicht, so dass wir am Abend die 2 km zurück nach Au fuhren, um beim ortsansäßigen Griechen einen lustigen Abend zu verbringen. Und damit endete dieser vorletze Reisetag.
Morgens halb 10 in Kelheim. Schon jede Menge Radler unterwegs.
Die nächsten Kilometer legen wir mit dem Schiff zurück. Im Bild die Befreiungshalle von Kelheim.
Etwa eine dreiviertel Stunde dauert die Schifffahrt bis zum Kloster Weltenburg.
Der Donaudurchbruch oder die Weltenburger Enge ist die engste Stelle der gesamten Donau. In einer scharfen Kurve windet sich der Fluss durch die Kalksteinfelsen. Es ist geologisch gesehen kein Durchbruch, sondern nur eine Umverlagerung des Flussbettes in der Riß-Kaltzeit durch diese natürliche Rinne. Vorher floss die Donau durch das nebenliegende Altmühltal.
Kloster Weltenburg.
Für 10 Euro werden auch Radler auf dem Ausflugsschiff transportiert.
Leider wird das Kloster sehr kommerziell vermarktet und an guten Tagen strömen tausende Menschen hierher.
Hinter dem Kloster geht die Ruhe wieder los. Noch wenige Kilometer und wir verlassen die Donau.
Und fahren nun ins Land des Hopfen - die Hallertau, oder wie der Bayer sagt "Holledau". Mit 2400 km² das weltweit größte Hopfenanbaugebiet der Welt.
Die Brauerei Kuchlbauer mit dem hohen Hundertwasserturm und einem liebevoll nach Hundertwasserart ausgestatteten Biergarten.
Die Abens ist ein kleiner Fluss, der durch Ober- und Niederbayern fliesst und südlich vom Kloster Weltenburg in die Donau fließt. Der Radweg verläuft daher selten direkt am Fluss.
Das Wasserschloss von Train.
Hopfen, überall Hopfen.
Hopfenverkostung in Mainburg.
Freitag, 07. Juni 2019
Au in der Hallertau - München
66 km, 400 Hm
Die letzte Etappe stand an. Bis zur Isar waren es jetzt nur noch wenige Kilometer. Weiter durch ländlich wellige Hopfenlandschaft fuhren wir bis kurz vor Freising, wo wir das flache Tal der Amper querten und nach einem letzten Anstieg über den Freisinger Forst die Kreisstadt Freising erreichten. Nun war es auch nicht mehr weit bis München. 30 km zeigte das Radschild des Isarradweges noch an. Waren die Flüsse bisher immer recht beschaulich und vom ruhigen Charakter, so zeigte die Isar hier, schon weit entfernt von den Alpen, ihre energiegeladene Herkunft. Hellblau, fast weiß war das Wasser und von einer immensen Intensität begleitet. Starke Strömung, Stromschnellen und Wehre mit lautem Getose deuteten auf die alpine Herkunft dieses Flusses hin. Er war so ganz das Gegenteil aller Flüsse, die wir zuvor gesehen hatten. Der Radweg direkt am Fluss war sehr schön. Auf Schotterwegen blieb man fast die ganze Zeit direkt am Fluss. HInter Freising lag der Radweg direkt unter der Einflugschneise vom Münchener Flughafen. Alle paar Minunten donnerte ein großer Vogel über uns hinweg, brachte Menschen durch die ganze Welt, während wir nur ein kleines Stückchen Erde durchquerten, dieses aber umso intensiver. Nach kurzem Fotostop ging es weiter. Die Kilometerangabe bis München wurde immer kleiner, der grüne Charakter des Weges blieb. Für ein kurzes Stück mussten wir den Radweg verlassen, da er saniert wurde. Nach einigen unschönen Kilometern auf der Landstraße, bei der man den Turm im Olympiapark bereits sehen konnte, wurden wir aber zum Glück wieder auf den Radweg geleitet. Und so erreichten wir am frühen Nachmittag den Englischen Garten, einen riesigen Park im Münchener Norden. So lange wollte ich endlich mal dieses Garten sehen und war am Ende doch etwas enttäuscht. Der Englische Garten ist zwar eigentlich ganz schön. Im Nordteil sehr ruhig und im Südteil deutlich belebter. Ich stellte ihn mir aber idyllischer vor, irgendwie anders, doch was ich da am Chinesischen Turm sah, war das krasse Gegenteil. Ein riesiger Biergarten. Laut Internet über 7000 Plätze. Der größte Biergarten der Stadt, des Landes, der Welt? Er war zu dieser frühen Stunde noch nicht wirklich voll, aber mir war es schon zuviel. Hier kann man doch nicht lecker essen? Wir hatten aber bereits wieder großen Hunger, aber hier ging gar nicht. Es gab noch einen weiteren Biergarten am Seehaus. Der sah etwas gemütlicher aus. Man konnte wählen zwischen einen sehr teuren Bedienrestaurant oder dem Selbstbedienreastaurant. In letzterem gab es Hähnchen, Weißwurst, Schweinsbraten, Wurstsalat und anderen typisch bayrischen Gerichten zur Auswahl. Ich wählte Hähnchen, Torsten eine Haxe mit Pommes. Man konnte es essen, es war aber kein kulinarisches Highlight. Wenigstens waren wir wieder satt und konnte unsere Tour durch den Englischen Garten fortsetzen. Der Monopteros war schön. Ein auf Säulen stehender Pavillon auf einem kleinen Berg mit Blick auf die Stadt und die große Wiese, die voller Menschen war, Heute war Freitag und halb München schien hier unterwegs zu sein, um das schöne Wetter zu genießen. Am besten gefiel mir die Eisbachwelle am südlichen Ende des Parkes. Eine stehende Welle, an der sich mehr als ein Dutzend überwiegend junge Surfer aufhielten und mehr oder weniger erfolgreich versuchten, sich auf ihren Brettern zu halten. Unermüdlich stellten sie sich rechts und links am Rand an, um sich wenige Sekunden über Wasser zu halten, bis der Bach sie verschlang. Ein toller Anblick. Einige Kinder ließen sich durch die Bäche treiben, der eine immense Strömung hatten. Es war zwar verboten, aber es muss sicher ne Menge Spaß machen. Nach dem Park machten wir uns auf den Weg zum Hotel. Es lag zwischen der Altstadt und dem Schloss Nymphenburg in einer ruhigen Gasse. Dort machten wir uns erstmal frisch und verschnauften eine Weile, bis wir uns Abens mit Torstens Freund Stefan im Augustiner Biergarten trafen. Schon wieder so ein riesiger Biergarten, aber langsam verstand ich, dass München anders als andere Städte ist. Man geht hier nicht im Restaurant essen, man geht in den Biergarten, stellt sich in mehr oder weniger langen Schlangen an, um dann in Bundeswehrkantinenmanier sein Essen auf einen Teller geklatscht zu bekommen. Und wehe man hat Extrawünsche oder kann sich nicht rechtzeitig entscheiden. "Nächster!! Nächster!! hörte ich immer nur von den Essensausgebern schreien. Bier bekommt man nur als Maß und auch diese werden im sekundentakt gezapft und man kann sich schnell eins wegnehmen. Ganz günstig ist das alles nicht, aber nun gut. Stefan sagte, dass sei hier halt so. Der Schweinebraten war auch ganz ok, und die Radlermaß schmeckte auch gar nicht so schlecht. Und so verbrachten wir einen langen gesprächigen Abend inmitten von tausenden anderen Menschen mitten in München.
Der vorletzte Tag war dem reinen Sightseeing gewidmet: Frühstück am Rotkreuzplatz, Besuch von Schloss Nymphenburg (von außen), auf kilometerlangen Radstraßen bis zum Olympiapark mit dem tollen Aussichtsberg. Hier sollte auch am Abend das Konzert stattfinden und bereits um 12 saßen die ersten Fans vor dem Einlass, während drinnen gerade Soundcheck war. Wir hatten zum Glück Karten mit Sitzplatz und konnten uns noch ausreichend Zeit lassen. Weiter ging es in die Innenstadt mit Besuch des Marien- und Karlsplatzes. Eine Cola am Marienplatz direkt vor dem Rathaus kostete 5 Euro. Ein weiteres Highlight war der Turm der Peterskirche. Den konnte man für 3 Euro besteigen. Die Schlange war zum Glück moderat und 10 min später konnte man einen grandiosen Blick über München und das Alpenpanorama werfen. Nur etwas voll war es oben. Für eine Runde auf der sehr schmalen Ballustrade brauchte ich locker über 20 min. Da durfte man keine Platzangst bekommen. Danach bummelten wir noch etwas durch die Stadt und radelten am Nachmitag zurück zum Hotel. Abends dann endlich das langersehnte Konzert. Rammstein, mein drittes Konzert, nachdem ich sie lange Jahre zuvor bereits im Modernes und der Stadthalle gesehen hatte. Schwarzgekleidete Menschenmassen bewegten sich aus allen Richtungen auf das Olympiastadion zu. Die Atmosphäre war dabei absolut friedlich und das Wetter immer noch schön und warm. Wir trafen uns vor dem Konzert mit Lena, einer Radfreundin, die seit einigen Jahren in München lebt. Wir hatten zufällig rausgefunden, dass sie auch heute hier ist. So erlebten wir in der untergehenden Sonne ein Konzert der Superlative. Laut, grandios, voller Feuer und mit der Musik, die ich mag. Ein toller Abschluss für eine tolle Reise, die so leise und beschaulich begann und so fulminant endete.
Ich kann Ostbayern nur empfehlen. Und zwar jedem, der Landschaft mag, der die Kombination von Bergen und Flussradwegen mag und jedem, der gerne nicht so herbes Bier trinkt. Es ist eine wirklich schöne Ecke Deutschlands, wie es so viele schöne Ecken gibt. die menschen sind nett, das Wetter tendenziell immer etwas besser und technisch war die Strecke auch nicht die schwerste, abgesehen vom Fichtelgebirge. Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen und ihr habt einen kleinen Einblick in diese Region bekommen, in der jedes Region seine eigenen Besonderheiten hat.
Bis kurz vor Freising verläuft das Hopfengebiet.
Die letzte Hürde vor München ist der Freisinger Forst.
Die Isar - Kraftvoll, Hellblau, Stürmisch - Ein echter Gebirgsfluss.
Und so haben wir nach 6 Tagen die Landeshauptstadt erreicht - München.
Englischer Garten, die Eisbachwelle, Schloss Nymphenburg, Olympiapark, Innenstadt mit Theatinerkirche, Liebfrauenkirche, Neues Rathaus, Marienplatz, Karlsplatz und Karlstor.
Und zum Abschluss: Feuer und Krach!
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