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3000 km durch den spanischen Frühling Fotostory Teil 1

Für alle, die bildhaft an unserer Reise nach Spanien teilhaben wollen, folgt hier eine Fotostory unserer 2-monatigen Radreise durch Andalusien und Südspanien. Wir, das bin ich und mein Studienfreund Johannes. Wir hatten gerade auf dem zweiten Bildungsweg unser Geologiestudium beendet und noch keine Lust uns in die Arbeitswelt zu stürzen. Warum nicht erstmal ein Stück der Welt ansehen, war unser Motto. Vollgepackt mit allem was man zum Leben braucht, und dafür reichen vier Packtaschen plus Zelt, planten wir in acht Wochen einmal quer durch Spanien zu fahren. Der Startort war Faro in Portugal und das Ziel Girona kurz vor der französischen Grenze. Beide Orte waren für uns gut mit Ryanair erreichbar. Die Strecke war insofern nur geplant, als das wir uns vorher einen andalusischen Reiseführer kauften und daraus die Highlights raussuchten, die wir sehen wollten. Wir wussten nie vorher, wo wir schlafen und wie weit wir an einem Tag kommen werden. Nur die Orte bestimmten für in etwa unsere Route. 

 

Während dieser Tour haben wir ein sehr abwechslungsreiches Spanien erlebt: Grandiose Landschaften, viele Berge, kulturreiche Städte, Osterprozessionen, Wetterkapriolen und nette hilfsbereite Einheimische. Südspanien ist allemal eine Reise wert, vor allem im Frühling, wenn selbst die Wüste blüht. Man sollte sich jedoch, abgesehen von Städten wie Sevilla, Granada oder Barcelona, lieber abseits der Touristenrouten aufhalten, denn dort ist Spanien eindeutig am schönsten und sehr authentisch.  Viel Spaß beim schauen!

 

Es gibt in diesem Blog auch noch eine schriftliche Version mit den Highlights, die auch im Fahrradführer Europa von Herbert Lindenberg veröffentlicht wurde. Hier.


Das sind wir. Johannes und ich. Direkt vor der Abreise und noch ganz blass vom kalten Winter in Deutschland. Aber bereit für eine unvergessliche Reise in den spanischen Frühling.

Routenverlauf unserer Tour. Bedeutungsvolle Städte sind weiß, bedeutungsvolle Regionen blau dargestellt.

Anflug auf Faro am 23.03.2010. 

Das vorbereiten der Räder dauert seine Zeit. Auch wird es eine Weile dauern, bis System in die Packordnung kommt. Für mich ist es die erste Radreise mit Gepäck. Johannes hatte bereits Erfahrung, von der ich viel profitierne konnte. Nach über einer Stunde ist dann aber endlich alles verstaut und wir abfahrbereit.

Endlich geht der Urlaub los. Gerade noch im kalten Deutschland, vier Stunden später bei warmen 20°C am Atlantik in Faro.

Kurzer Besuch der Stadt Faro. Der Storch auf dem Dach ist der erste von unzähligen Störchen, die wir noch sehen werden.

Das Aufbauen der Zelte bereitet noch einige Schwierigkeiten. Camping in Olhao (Portugal).

Weiterfahrt Richtung Spanien auf der N-125.

Nach knapp 60 km erreichen wir Villa Real de Santo António. Spanien erwartet uns.

Die kleine Fähre über den Rio Guadiana verbindet Villa Real (Portugal) mit Ayamonte (Spanien)

Ein letzter Blick auf den Atlantik bevor es Richtung Norden ins Landesinnere geht. Unser erstes Ziel ist Minas de Riotinto, etwa 120 km nordöstlich von Ayamonte. 

Durchfahrt durch Villablanca. Die wenigen Dörfer sind hübsch, aber man bekommt kaum Menschen zu Gesicht.  (Straße A-499)

Kerzengerade Straße durch Orangenplantagen bis San Silvestre. Die Gegend ist schwach besiedelt. Alle 10-20 km erreicht man ein kleines Dorf, dazwischen Plantagen und Wiesen (A-499).

Unser erster wilder Zeltplatz abseits der A-499 bei San Silvestre.

Regentest am 3. Tag kurz vor San Silvestre de Guzmán (A-499).

Wir bekommen die ersten Minenlandschaften zu sehen. Die Minen sind offene Tagebauten, in denen Erze abgebaut wurden.

Die dünne Besiedlung erlaubt Blicke auf weite Landschaften.

Idyllischer Zeltplatz hinter Tharsis (A-475)

Flusslandschaft zwischen Villanueva de las Cruces und Calañas (A-475).

Impressionen aus Calañas.

Wir verlassen Calañas und fahren weiter Richtung Zalamea la Real (A-478). Tiere werden in Spanien nicht immer gut behandelt. Dieser ungepflegte und abgemagerte Esel steht angebunden am Straßenrand. Ein Bild, welches man leider öfters zu Geicht bekommt.

Die erste richtige Abfahrt mit sehr hohem Tempo vor Zalamea la Real auf einer perfekten Straße (A-478). Der Straßenzustand ist (auch dank vieler EU-Gelder) auf unserer gesamten Tour nahezu perfekt.

Zalamea la Real. Diese leicht hügelige Gegend ist ideal für uns Flachlandfahrer um uns an die Berge zu gewöhnen.

Das erste Highlight ist erreicht: Minas de Riotinto, ein Ort der durch Bergbau (Kupfererz) geprägt wurde.

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurden hier etwa 80.000 t Kupfererz, sowie in geringen Mengen Eisen und Schwermetalle gewonnen.

Heute sind die alten Industrieanlagen verlassen....

...und mitunter schon stark verfallen.

Eine surreale Landschaft, die heute durch etwas Tourismus geprägt wird.

Der Name "Riotinto" ist nicht aus der Luft gegriffen. Das Eisen im Boden färbt den Fluß blutrot. Baden sollte man hier nicht. Mit einem ph-Wert von 2,2 ist das Wasser sehr sauer. Nur extremophile Bakterien können hier überleben.

Wir verlassen die Region Huelva und erreichen die Provinz Sevilla. Die Stadt Sevilla zur Semana Santa ist unser nächstes Ziel.

Nachtstimmung vor El Madroño.

Kurz hinter El Madono treffen wir Antonio und Segfredo, die uns zu Kaffee und Weißbrot einladen.

Gut gelaunt auf dem Weg nach Sevilla.

Sattgrüne Wiesen auf der fruchtbaren Ebene von Sevilla und im Hintergrund das große Solarkraftwerk vor Sevilla  (SE-477)

Sanlúcar la Mayor. Völlig unvorbereitet stolpern wir in die ersten Osterprozessionen. Ganz unvoreingenommen können wir das Spektakel auf uns wirken lassen, bei dem eine riesige Heiligenfigur festlich durch die Straßen getragen wird.

Die letzte Nacht vor Sevilla verbringen wir mitten auf einem riesigen Olivenhain bei Almensilla. Morgens um 5 Uhr weckt uns erst Brandgeruch und dann singende alte Männer, die die Olivenbäume beschneiden und die alten Äste verbrennen. Obwohl wir uns tief im Olivenhain versteckt haben, haben sie sich ausgerecht unsere Ecke für die Arbeit ausgesucht.

Warten auf die kleine Fähre über den Rio Quadalquivir in Coria del Río.

In Dos Hermanas südlich von Sevilla werden wir einige Tage auf einem Campingplatz Station machen. Dort lernen wir Maciej kennen, ein Pole, der auf zweijähriger Europatour ist.

Die nächsten zweieinhalb Tage widmen wir uns der faszinierenden Stadt Sevilla. Größtes Highlight ist die Kathedrale von Sevilla. Die größte gotische Kirche der Welt, die zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert auf den Überresten einer maurischen Mezquita erbaut wurde. Es lohnt sich auf jeden Fall der Besuch der Giralda, dem einstigen Minarett. Aus 80 m Höhe hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt.

Plaza de España, einer der bekanntesten Plätze in Sevilla. Erbaut wurde er anlässlich der Iberoamerikanischen Ausstellung 1929.

Der in einem Halbkreis angelegte Platz zeigt in kunstvoll gestalteten Kachelornamenten die 48 Provinzen Spaniens. Bis wir Barcelona erreichen dauert es noch eine Weile.

Die Alcázar von Sevilla ist die kleine Schwester der Alhambra in Granada, aber mit Sicherheit fast genau so schön. Der einstige Königspalast aus dem Mittelalter ist voller maurischer Einflüsse aus dem Mudéjar-Stil.Der Eintritt war umsonst. 

Für kuinarische Genüsse sorgen die unzähligen Tapasbars. Eine Spezialität sind die leckeren Churros, eine Art länglicher Krapfenm der fritiert und dann mit Zucker bestreut wird. 

Das Highlight während der Semana Santa sind die Osterprozessionen. Die Prozessionen einer einzelnen Bruderschaft können aus bis zu 3000 Teilnehmern bestehen. Jeden Tag sind etwa 10 dieser Gruppen Richtung Kathedrale unterwegs. Die Büßer werden auch Nazarenos genannt. Sie sehen schon ein wenig unheimlich aus in ihren düsteren Kutten, die ein wenig an den Ku-Klux Clan erinnern, damit aber nicht in Verbindung stehen. Wichtigste Bestandteile der Prozession sind die Paseos, aufwendige Konstruktionen, auf denen die Figuren der Maria und des Christus durch die Straßen getragen werden.

Die Stimmung der Prozession, die tragende Musik und die mit Weihrauch geschwängerte Luft schaffen eine unbeschreibliche Atmosphäre. Besonders in der Nacht.

Auch wenn wir noch längst nicht alles von Sevilla gesehen haben, geht die Fahrt weiter.  Wir verlassen die quirlige Stadt und machen uns auf den Weg in südöstlicher Richtung.

Uns erwarten die  Berge der Sierra de Grazalema. Bisher waren die Hügel noch Spaß, jetzt wird es ernst.

25 km schnurgeradeaus auf dem Weg nach Morón de la Frontera (A-360)

Grenzenlose Weite ohne jegliche Zivilisation bei Traumwetter und Rückenwind. Was gibt es schöneres?

Wir erreichen die Provinz Cadiz (A-8126)

Unsere erste große Hürde kommt in Sichtweite. Der Berg dort hinten ist unser Ziel. Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache, so hoch sieht er aus. Ich bin noch nie vorher einen Berg hochgefahren.

Bevor wir ihn in Angriff nehmen, zelten wir in einem Olivenhain nahe Coripe.

Am nächsten Tag geht es erst wellig und an Schafherden vorbei nach Zahara.

Die weiße Stadt Zahara und im Hintergrund der Puerto de las Palomas (der besagte Berg).

Zahara - Die andalusischen Dörfer sind weiße Flecken in karger Schönheit.

Es wird ernst!  Nach einer üppigen Mahlzeit in Zahara nehmen wir den Pass in Angriff (CA-9104).

Langsam aber stetig geht es bergauf.

Es geht besser als erwartet. Meter für Meter steigen wir hinauf.

Geschafft!!  Unser erster echter Pass! Der Puerto de Las Palomas auf 1357 m Höhe.

Das haben wir geschafft. Rückblick nach Zahara mit dem Stausee.

Glücklich und zufrieden!!

Kurz hinter dem Pass passieren wir Grazalema.

Auch in den kleinen Dörfern finden abends Prozessionen statt.

Auf dem Weg nach Villaluenga del Rosario (A-2302).

Benaocaz (A-2302)

In Ubrique treffen wir auf einer Schar Kinder, die uns ihren zahmen Papagei zeigen.

Einsame Straße nach Jimena de la Frontera (C-3331).

Wir erreichen die nächste Provinz: Malaga.

Eindrucksvolle Einwirkungen von Erosion im weiteren Verlauf der Straße.

Für uns kein Problem. Radfahren bringt Vorteile!

Dutzende von Geiern kreisen über Cortijo Sambana (CA-8200). Die meisten Geier sind Mönchsgeier, die größten Greifvögel Europas mit Spannweiten bis zu 3 m. Sie kreisen nur aus Spaß an der Freude am Hang eines kleines Berges.

Der Rio Guadiaro kurz vor der Mittelmeermündung.

Mittelmeerküste auf dem Weg nach San Roque. Hier treffen wir zum ersten Mal auf die Hässlichkeit der zugebauten spanischen Küstengebiete.

Und wenn es mal grün aussieht, sind es Golfplätze und neue Hotelanlagen, die die Landschaft prägen.

Wir erreichen Gibraltar, die englische Enklave im Süden Spaniens.

Ein Highlight ist die südliche Moschee (Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee).

Der südlichste Punkt unserer Reise. Afrika ist nur einen Katzensprung entfernt.

Impressionen.

Auch die frei lebenden Berberaffen sind einen Besuch wert.

Ansonsten hat Gibraltar uns eher enttäuscht. Aber einen Besuch war es allemal wert. Unser nächstes Ziel ist Ronda. Dafür verlassen wir schnell wieder die Küste und fahren zurück in die Sierra de Grazalema.

Vorher erleben wir am 14. Tag unserer Reise eine extrem stürmische Levante am Mittelmeer (San Luis de Sabinillas).

Kein Mensch verirrt sich heute an den Strand. Es ist einfach zu stürmisch.

Bei gefühlten 100 km/h Seitenwind auf dem Weg nach Gaucin.  Fahren unmöglich! Schieben ist oftmals angesagt (A-377).

Vor Gaucin geht es nochmal runter zum Rio Genal und danach alles wieder hoch. Unten suchen wir uns aber erstmal ein Zeltplatz am Fluss.

Zeltplatz am Fluss. Hier ist der Wind einigermaßen erträglich.

Kurz vor Gaucin am nächsten Vormittag. Die Atmosphäre ist weiterhin düster, es ist aber nicht mehr so stürmig und es bleibt trocken. Kalt ist es heute.

Es geht wieder steil bergauf. Rückblick auf Algatocín (A-369). Die Stimmung bleibt kalt und düster.

Kurz vor Ronda klart das Wetter wieder auf. Wir erreichen den Puerto Encinas Borrachas. Der Name bedeutet soviel wie "Betrunkene Steineichen".

Ronda. Hoch gelobt in allen Reiseführern, aber letztlich ein weißes Dorf, wie alle anderen auch. Nur vielleicht etwas größer und touristischer.

Das spektakuläre an Ronda ist seine erhabene Lage auf einem Felsmassiv, welches von einer Schlucht durchzogen wird.

Die Schlucht wird durch die Puente Nuevo überbrückt. Unten fließt der Rio Guadalevín. 120 m hoch ist diese Brücke, die Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut wurde und hinter deren Fenster oben in der Mitte einst ein Gefängnis war.

Impressionen aus Ronda.

Nach eineinhalb Tagen Ronda setzen wir unsere Reise fort über Antequera nach Malaga. Es geht in östliche Richtung wieder bergauf zum Puerto del Viento (A-366).

Der "Pass des Windes"

Die andere Seite des Passes. Eine imposante und karge Hochgebirgslandschaft kurz vor El Burgo (A-366).

Eine absolute Aussnahme. Die Straße nach Ardales wurde durch Erosion weggerissen und noch nicht erneuert. (MA-5402)

EIn letztes weißes Dorf auf unserer Reise. Ardales.

 

Weiter geht es mit Teil 2

Kommentare: 2
  • #2

    Schnoop (Dienstag, 19 Februar 2019)

    Sorry, habe die Frage übersehen. Ich bin mit meinem Salewa Zelt sehr zufrieden. Es ist das Salewa Micra, gekauft 2010 für etwa 150€. Es ist leicht (2,5 kg) und hat ein kleines Packmass (~40x30x10). Für eine Person absolut ausreichend (120 x 210 cm), aber auch 2 Leute passen hier rein (wir haben schmale Luftmatrazen). Es kann durch das luftige Innenzelt nachts etwas kühler werden, im Vergleich zu einem dichten Innenzelt.

  • #1

    Otmar Fischer (Montag, 04 Februar 2019 11:55)

    Wie seid ihr mit dem Salewa-Zelt zufrieden?